Dienstag, 24. Dezember 2019

dieses dein wunderbares Geschenk

Für den 24. Dezember sind im Reformmissale zwei Messen vorgesehen. Die eine ist im Deutschen Messbuch mit „am Vormittag“ gekennzeichnet:

Tagesgebet
Festína, quǽsumus, ne tardáveris, Dómine Iesu, ut advéntus tui consolatiónibus sublevéntur, qui in tua pietáte confídunt.
Das Gebet wurde durch Ersetzung von „et auxilium nobis supernae virtutis impende“ (und gewähre uns die Hilfe der himmlischen Kraft) durch „Jesus“ aus der zweiten Oratio am Quatember-Mittwoch im Advent gewonnen.

Übersetzung
Eile, bitten wir, Herr Jesus, säume nicht, damit durch deiner Ankunft Tröstungen ermutigt werden, die auf deine Milde vertrauen.
Deutsches Messbuch
Herr Jesus Christus, komm bald und säume nicht. Richte uns auf durch deine tröstliche Ankunft, denn wir hoffen auf deine Güte.
Vergleich
  • eile, bitten wir ⇒ komm bald
  • Herr Jesus ⇒ Herr Jesus Christus
  • durch deiner Ankunft Tröstungen ermutigt werden ⇒ richte uns auf durch deine tröstliche Ankunft
  • die auf deine Milde vertrauen ⇒ denn wir hoffen auf deine Güte
    Im Original eine Beschreibung der Betenden, im DM eine Begründung der Bitte.
Gabengebet
Obláta tibi, Dómine, múnera benígnus assúme, ut eórum perceptióne expiémur a peccátis, et advéntus Fílii tui glóriam puris mereámur méntibus præstolári.
Übersetzung
Die dir, Herr, geopferten Gaben nimm gnädig zu eigen, dass wir durch deren Empfang entsühnt werden von Sünden, und die Herrlichkeit der Ankunft deines Sohnes mit reinen Herzen erwarten.
Deutsches Messbuch
Herr, nimm unsere Gaben an und mache sie uns zum Sakrament der Erlösung. Reinige uns von allen Sünden, damit wir besonnen und gerecht in dieser Welt leben und die Wiederkunft unseres Retters Jesus Christus erwarten.
Die markierten Passagen haben keine eigentliche Entsprechung im jeweils anderen Text.

Vergleich
  • die dir geopferten Gaben ⇒ unsere Gaben
    Wer ist bei der Gabenübergabe der Wichtige? Original: Gott als Empfänger, DM: Wir als Darbringende.
  • gnädig ⇒ und mache sie uns zum Sakrament der Erlösung
    Was ist in der Bitte wichtig? Original: dass Gott gnädig ist, DM: was für Uns dabei herausspringt.
  • dass wir entsühnt werden von Sünden ⇒ reinige uns von allen Sünden
    Der Empfang des Sakraments als Mittel der Entsühnung entfällt im DM, dafür wird es von „allen“ Sünden gereinigt (was quatsch ist, da nur lässliche Sünden entsühnt werden und Todsünden vorher gebeichtet und vergeben werden müssen).
  • die Herrlichkeit der Ankunft ⇒ die Wiederkunft
    Das Original spricht von der Bedeutung der Menschwerdung Gottes, das DM mißversteht „Ankunft in Herrlichkeit“ und springt mit „Wiederkunft“ ans Ende der Zeiten.
  • mit reinen Herzen ⇒ damit wir besonnen und gerecht in dieser Welt leben
    Waah? Vokabelfehler, denke ich.
  • deines Sohnes ⇒ unseres Retters Jesus Christus
    Wie bei den Gaben ist auch beim Heiland dem Original das Verhältnis zu Gott wichtig, im DM das Verhältnis zu Uns.
Schlussgebet
Da nobis, Dómine, hoc dono tuo mirábili recreátis, ut, sicut adoránda Fílii tui natalícia prævenímus, sic eius múnera capiámus sempitérna gaudéntes.
Dieses Gebet ist leicht abgewandelt aus der Secreta der alten Vigil an Heiligabend (s.u.) genommen, die statt der markierten Stelle hatte: „quaesumus, omnipotens Deus“ (bitten wir, allmächtiger Gott).

Übersetzung
Gib uns, Herr, durch dieses dein wunderbares Geschenk wiederhergestellt, dass wir so, wie wir dem anbetungswürdigen Geburtsfest deines Sohnes entgegenkommen, freudig seine ewigen Gaben empfangen mögen.
Deutsches Messbuch
Herr unser Gott, du hast uns durch deine große Gabe gestärkt. Gib, dass wir das Fest der Geburt deines Sohnes würdig begehen, und mache unsere Freude vollkommen am Tag seiner Wiederkunft.
Vergleich
  • durch dieses dein wunderbares Geschenk ⇒ durch deine große Gabe
    Bei diesem DM wundert mich nichts mehr.
  • dem anbetungswürdigen Geburtsfest ⇒ das Fest der Geburt
    Hm. Der Teufel steckt in (der Auslassung des) Details.
  • wie wir entgegenkommen ⇒ wir würdig begehen
    ???
  • freudig ⇒ mache unsere Freude vollkommen
  • so mögen wir seine ewigen Gaben empfangen ⇒ am Tag seiner Wiederkunft
    Das DM ist voll unklar. Das Original bittet, dass wir die ewigen Gaben bekommen, während wir uns freuen, das DM, dass „unsere Freude vollkommen“ sei, während die Gaben und die eigentliche Bitte völlig vergessen werden. Denn schließlich geht es nur um Uns, Freude und Eierkuchen.

Nach der alten Ordnung gehört der 24. Dezember voll (einschließlich der Messe In vigilia Nativitatis Domini [Am Vorabend der Geburt des Herrn]) zum Advent. Man betet:

Oratio
Deus, qui nos redemptionis nostrae annua exspectatione laetificas: praesta; ut Unigenitum tuum, quem Redemptorem laeti suscipimus, venientem quoque iudicem securi videamus, Dominum nostrum Iesum Christum, Filium tuum.
Übersetzung
Gott, der du uns durch die jährliche Erwartung unserer Erlösung erfreust: gib, dass wir deinen Einziggezeugten, den wir als Erlöser froh empfangen, auch als kommenden Richter heiter/gelassen sehen, unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn.
Secreta
Da nobis, quaesumus, omnipotens Deus: ut, sicut adoranda Filii tui natalicia praevenimus, sic eius munera capiamus sempiterna gaudentes.
Übersetzung
Gib uns, bitten wir, allmächtiger Gott, dass wie wir dem anbetungswürdigen Geburtsfest deines Sohnes entgegenkommen, so mögen wir freudig seine ewigen Gaben empfangen.
Postcommunio
Da nobis, quaesumus, Domine: unigeniti Filii tui recensita nativitate respirare; cuius caelesti mysterio pascimur et potamur.
Übersetzung
Gib uns, bitten wir, Herr: durch deines einziggezeugten Sohnes festlich begangene Geburt aufzuatmen, durch dessen himmlisches Mysterium wir gespeist und getränkt werden.

Nach der neuen Ordnung beginnt Weihnachten „vor oder nach der ersten Vesper von Weihnachten“. Es geht also mit der Vigil los:

Tagesgebet
Deus, qui nos redemptiónis nostræ ánnua exspectatióne lætíficas, præsta, ut Unigénitum tuum, quem læti suscípimus Redemptórem, veniéntem quoque Iúdicem secúri vidére mereámur Dóminum nostrum, Iesum Christum.
Das Gebet ist bis auf Wortumstellungen und eine Änderung identisch mit der Oratio zur Vigil im alten Messbuch (s.o.).

Übersetzung
Gott, der du uns durch die jährliche Erwartung unserer Erlösung erfreust: gib, dass wir deinen Einziggezeugten, den wir froh empfangen als Erlöser, auch als kommenden Richter heiter/gelassen zu sehen verdienen*, unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn.
* alte Oratio: sehen

Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, Jahr für Jahr erwarten wir voll Freude das Fest unserer Erlösung. Gib, dass wir deinen Sohn von ganzem Herzen als unseren Retter und Heiland aufnehmen, damit wir ihm voll Zuversicht entgegengehen können, wenn er am Ende der Zeiten als Richter wiederkommt.
Vergleich
  • Gott ⇒ gütiger Gott
  • durch die jährliche Erwartung ⇒ Jahr für Jahr erwarten wir
    Aus einem Mittel wird im DM ein Tun des wichtigen „Wir“.
  • der du uns erfreust ⇒ voll Freude
    Aus dem Handeln Gottes wird im DM eine Eigenschaft (des wichtigen „Wir“).
  • unserer Erlösung ⇒ das Fest unserer Erlösung
    Das Original erwartet das eigentliche Ereignis, das DM nur ein Fest zur Erinnerung daran, quasi ein Symbol.
  • froh empfangen ⇒ von ganzem Herzen aufnehmen
    Timeo Danaos … Soll meinen: ich befürchte hinter der DMlichen Formulierung Hintergedanken, die nichts mit Weihnachten zu tun haben.
  • als Erlöser ⇒ als unseren Retter und Heiland
    Soll die Verdopplung von der Unterschiebung des zentralen „Uns“ ablenken?
  • auch ⇒ damit
    Im DM hängt die Einstellung der Beter beim Gericht anscheinend wesentlich von dem „vom ganzen Herzen aufnehmen“ ab, während das Original ein zaghaftes „Jetzt freuen wir uns - hoffentlich gibt das beim Gericht keinen Kater“ hat.
  • als kommenden Richter ⇒ wenn er am Ende der Zeiten als Richter wiederkommt
    Gut dass das DM klarstellt, dass es bis zum Gericht noch lang hing ist …
  • heiter/gelassen ⇒ voll Zuversicht
    Das Original bittet, dass wir uns keine Sorgen wegen der Verdammung machen müssen, dass DM möchte volles „festes Vertrauen (auf etwas zu erwartendes Gutes)“. Die DMliche Heilsgewissheit erstaunt etwas.
  • zu sehen verdienen ⇒ entgegengehen können
    Wenn man so einen Advent-Textbaustein einmal in der Tastatur hat, muss der naklar auch rausgehauen werden.
Gabengebet
Tanto nos, Dómine, quǽsumus, promptióre servítio hæc præcúrrere concéde sollémnia, quanto in his constáre princípium nostræ redemptiónis osténdis.
Übersetzung
Mit desto bereitwilligerem Dienst, Herr, bitten wir, gewähre uns, diesen Festlichkeiten vorauszueilen*, je [mehr] du merken lässt, dass in diesen der Anfang unserer Erlösung besteht.
* weil die Vigil ja vor dem eigentlichen Festtag gefeiert wird

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, mit der Menschwerdung deines Sohnes hat unsere Rettung begonnen. Nimm diese Gaben an und mache uns durch diese Opferfeier bereit für das Geheimnis der Heiligen Nacht, in der wir den Ursprung unserer Erlösung festlich begehen.
Anmerkung
Die farblich markierten Passagen haben keine Entsprechung, dafür(?) hat das DM aber einen Nebensatz verdoppelt:
Vergleich
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • diesen Festlichkeiten vorauszueilen ⇒ bereit für das Geheimnis der Heiligen Nacht
    Oder sind das weitere Passagen ohne Entsprechung?
  • in diesen [Festlichkeiten] besteht der Anfang unserer Erlösung
    ⇒ mit der Menschwerdung deines Sohnes hat unsere Rettung begonnen
    ⇒ in der wir den Ursprung unserer Erlösung festlich begehen
Schlussgebet
Da nobis, quǽsumus, Dómine, Unigéniti Fílii tui recensíta nativitáte vegetári, cuius cælésti mystério páscimur et potámur.
Das Gebet ist bis auf einen Wortaustausch identisch mit der Postcommunio zur alten Vigil.

Übersetzung
Gib uns, bitten wir, Herr: durch deines einziggezeugten Sohnes festlich begangene Geburt belebt zu werden*, durch dessen himmlisches Mysterium wir gespeist und getränkt werden.
* altes Messbuch: aufzuatmen

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, gib uns Anteil am göttlichen Leben durch die Menschwerdung deines Sohnes, dessen Fleisch und Blut wir im Sakrament empfangen haben.
Vergleich
  • gib uns belebt zu werden ⇒ gib uns Anteil am göttlichen Leben
    Das DM zielt hoch hinaus; ich bin nicht sicher, ob das im Original so gemeint ist.
  • bitten wir, Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • deines einziggezeugten Sohnes ⇒ deines Sohnes
    Wieder ein Detail verloren ...
  • durch die festlich begangene Geburt ⇒ durch die Menschwerdung
  • durch dessen himmlisches Mysterium ⇒ im Sakrament
  • wir gespeist und getränkt werden ⇒ dessen Fleisch und Blut wir empfangen haben

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