Montag, 9. Dezember 2019

die Gelübte unseres Dienstes

Eigentlich am 8. Dezember vorgesehen wird das Hochfest der unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria, oder wie es auf Deutsch heißt: „der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ wegen des Adventsonntags um einen Tag verschoben.
Die Gebete zum Fest wurden quasi* identisch aus dem alten Messbuch übernommen.
* im Gabengebet wurde die Reihenfolge von zwei Wörtern getauscht.

Tagesgebet
Deus, qui per immaculátam Vírginis Conceptiónem dignum Fílio tuo habitáculum præparásti, quǽsumus, ut, qui ex morte eiúsdem Fílii tui prævísa, eam ab omni labe præservásti, nos quoque mundos, eius intercessióne, ad te perveníre concédas.
Übersetzung
Gott, der du durch die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau eine deinem Sohn würdige Wohnung bereitet hast; wir bitten, dass du, der du wegen des vorgesehenen* Todes eben dieses deines Sohnes sie von jedem Schandfleck bewahrt hast, auch uns, auf ihre Vermittlung, rein zu dir zu gelangen gewährst.
* wie in „göttliche Vorsehung“

Deutsches Messbuch
Großer und heiliger Gott, im Hinblick auf den Erlösertod Christi hast du die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt, um deinem Sohn eine würdige Wohnung zu bereiten. Höre auf ihre Fürsprache: Mache uns frei von Sünden und erhalte uns in deiner Gnade, damit wir mit reinem Herzen zu dir gelangen.
Vergleich
  • Gott ⇒ großer und heiliger Gott
  • durch die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau ⇒ du hast die selige Jungfrau Maria schon im ersten Augenblick ihres Daseins vor jeder Sünde bewahrt
    Eigentlich nicht „vor jeder Sünde“, sondern vor der Erbsünde. Denn so lehrte Pius IX. in Ineffabilis Deus, „dass die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb“.
    Das „im ersten Augenblick“ hat das DM ja richtig aus der Bulle übernommen, aber warum ersetzt es „Empfängnis“ durch „Dasein“?
    Und warum ersetzt es den Namen des Festes im Gebet durch einen Wortschwall, bei dem nicht mal richtig wiedergegeben wird, worum es geht?
  • der du eine deinem Sohn würdige Wohnung bereitet hast ⇒ um deinem Sohn eine würdige Wohnung zu bereiten
    Eigentlich ist die Wohnung des Sohnes würdig, und nicht eine würdige Wohnung für den Sohn – ob da ein Bedeutungsunterschied vorliegt, kann ich schwer sagen. Jedenfalls ist im Original die Unbefleckte Empfängnis das Mittel, das Wohnungsbereiten die Tat; im DM ist das Bewahren die Tat und das Wohnungsbereiten der Zweck.
  • wir bitten, dass du auch uns gewährst ⇒ mache uns frei von Sünden und erhalte uns in deiner Gnade, damit wir
    Man könnte das DM-Geschwätz für ein Fantasieprodukt halten, oder für ein Zeichen schlechten Gewissens, dass es die angemessene Höflichkeit vermissen lässt.
  • rein zu dir zu gelangen ⇒ mit reinem Herzen zu dir gelangen
    Im DM soll wohl nur das Herz rein sein?
  • wegen des vorgesehenen Todes eben dieses deines Sohnes - im Hinblick auf den Erlösertod Christi
    Ich frage mich, ob das sonst aus vollem Wortschatz schöpfende Original aus einem bestimmten Grunde hier mehrfach „deines Sohnes“ betont, und ob das DM, das sonst an seinen Standardphrasen festhängt, entsprechend nicht besser nachgeahmt hätte, als (an ganz verschobener Stelle) plötzlich von Christus zu sprechen.
  • der du sie von jedem Schandfleck bewahrt hast ⇒ [entfällt]
    Nicht nur hat das DM die Unbefleckte Empfängnis oben durch eine – nicht vollständig präzise – Erklärung ersetzt; es lässt dafür auch die dem Dogma entnommene Erklärung des Festes im Original wegfallen. Das ist nicht zu loben!
  • auf ihre Vermittlung ⇒ Höre auf ihre Fürsprache
    Der Standardfehler, dass das DM Fürsprache für die Mutter Gottes einlegen zu können meint.
Gabengebet
Salutárem hóstiam, quam in sollemnitáte immaculátæ Conceptiónis beátæ Vírginis Maríæ tibi, Dómine, offérimus, súscipe dignánter, et præsta, ut, sicut illam tua grátia præveniénte ab omni labe profitémur immúnem, ita, eius intercessióne, a culpis ómnibus liberémur.
Übersetzung
Das heilbringende Opfer, das wir am Hochfest der unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria dir, Herr, darbringen, nimm wohlwollend an, und gewähre, dass, wie wir jene durch deine zuvorkommende Gnade von jedem Schandfleck Unberührte preisen, so mögen wir, durch ihre Vermittlung, von allen Schulden* befreit werden.
* halt jeder von seiner Schuld

Deutsches Messbuch
Herr unser Gott, in deiner Gnade hast du die selige Jungfrau Maria auserwählt und vor jeder Sünde bewahrt. An ihrem Fest feiern wir das Opfer, das alle Schuld der Menschen tilgt. Befreie uns auf ihre Fürsprache aus der Verstrickung in das Böse, damit auch wir heilig und makellos vor dir stehen.
Vergleich
  • das heilbringende Opfer ⇒ das Opfer, das alle Schuld der Menschen tilgt
  • am Hochfest der unbefleckten Empfängnis der seligen Jungfrau Maria ⇒ an ihrem Fest
  • [Opfer,] das wir dir darbringen ⇒ wir feiern
  • Herr ⇒ Herr unser Gott
  • nimm wohlwollend an, und gewähre, dass, wie wir jene preisen, so ⇒ [entfällt]
  • durch deine zuvorkommende Gnade ⇒ in deiner Gnade hast du die selige Jungfrau Maria auserwählt
  • von jedem Schandfleck Unberührte ⇒ und vor jeder Sünde bewahrt
    Wie beim Tagesgebet …
  • mögen wir von allen Schulden befreit werden ⇒ Befreie uns aus der Verstrickung in das Böse, damit auch wir heilig und makellos vor dir stehen.
    Das Original bittet, dass wir „so wie wir preisen“ befreit werden. Wenn man sieht, was das Original alles statt dem DMlichen „am Fest feiern“ hat, wäre die Befreiung für das DM etwas mager. Deshalb (vermutlich) lässt es das auch weg und bittet „heilig und makellos“ zu werden. Nicht durch eigene Anstrengung, sondern rein durch die Gnade, natürlich. Wo hab ich den Gedanken bloß schon mal gehört? Jak 2, 17.26 war es nicht …
  • durch ihre Vermittlung ⇒ auf ihre Fürsprache
Präfation
De mysterio Mariæ et Ecclesiæ
Vere dignum et iustum est, æquum et salutáre, nos tibi semper et ubíque grátias ágere: Dómine, sancte Pater, omnípotens ætérne Deus:
Qui beatíssimam Vírginem Maríam ab omni originális culpæ labe præservásti, ut in ea, grátiæ tuæ plenitúdine ditáta, dignam Fílio tuo Genetrícem præparáres, et Sponsæ eius Ecclésiæ, sine ruga vel mácula formósæ, signáres exórdium. Fílium enim erat puríssima Virgo datúra, qui crímina nostra Agnus ínnocens aboléret; et ipsam præ ómnibus tuo pópulo disponébas advocátam grátiæ et sanctitátis exémplar.
Et ídeo, choris angélicis sociáti, te laudámus in gáudio confiténtes: Sanctus …
Übersetzung
Vom Geheimnis Mariens und der Kirche
Wahrhaft würdig und recht ist, schicklich und heilsam, dass wir dir immer und überall Dank abstatten: Herr, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott:
Der du die allerseligste Jungfrau Maria von jedem Schandfleck der Erbsünde bewahrt hast, damit du sie, von der Fülle deiner Gnade geweiht, zur deinem Sohn würdigen Gebärerin bereitest, und als Anfang seiner Braut Kirche, ohne Runzel und Makel schön, kennzeichnest. Einen Sohn wird nämlich die reinste Jungfrau gegeben* haben, der unsere Verbrechen als unschuldiges Lamm vernichten sollte, und sie selbst teiltest du vor allen [anderen Heiligen] deinem Volk als Anwältin der Gnade und Muster der Heiligkeit zu.
Und siehe, dem engelischen Chor beigesellt, loben wir dich in Freude, preisend: Heilig …
* also wohl „geboren“, vgl. Jes 7, 14

Deutsches Messbuch
Maria, das Urbild der Kirche
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken und das Werk deiner Liebe zu rühmen.
Denn du hast Maria vor der Erbschuld bewahrt, du hast sie mit der Fülle der Gnade beschenkt, da sie erwählt war, die Mutter deines Sohnes zu werden. In unversehrter Jungfräulichkeit hat sie Christus geboren, der als schuldloses Lamm die Sünde der Welt hinwegnimmt. Sie ist Urbild und Anfang der Kirche, der makellosen Braut deines Sohnes. Vor allen Heiligen ist sie ein Vorbild der Heiligkeit, ihre Fürsprache erfleht uns deine Gnade durch unseren Herrn Jesus Christus.
Durch ihn preisen dich Himmel und Erde, Engel und Menschen und singen wie aus einem Munde das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig …

[Nach der alten Ordnung wird die Präfation von der seligen Jungfrau Maria mit dem Einschub *zur unbefleckten Empfängnis* genommen.]

Schlussgebet
Sacraménta quæ súmpsimus, Dómine Deus noster, illíus in nobis culpæ vúlnera réparent, a qua immaculátam beátæ Maríæ Conceptiónem singuláriter præservásti.
Übersetzung
Die Sakramente, die wir empfangen haben, Herr unser Gott, mögen in uns jene Wunde reparieren, vor welcher du die unbefleckte Empfängnis der seligen Maria einzigartig bewahrt hast.
Deutsches Messbuch
Herr und Gott, das Sakrament, das wir empfangen haben, heile in uns die Wunden jener Schuld, vor der du die allerseligste Jungfrau Maria vom ersten Augenblick ihres Daseins an auf einzigartige Weise bewahrt hast.


Ohne das Fest wäre der Montag der zweiten Adventswoche, zu dem gebetet wird:

Tagesgebet
Dirigátur, quǽsumus, Dómine, in conspéctu tuo nostræ petitiónis orátio, ut ad magnum incarnatiónis Unigéniti tui mystérium nostræ vota servitútis illibáta puritáte pervéniant.
Was immer der Reformdichter damit aussagen wollte: es ist ihm nicht gelungen.

Übersetzung
Gelenkt werde, bitten wir, Herr, vor dein Angesicht das Gebet unserer Bitte, damit zum großen Mysterium der Einfleischung deines Einziggezeugten die Gelübte unseres Dienstes in unversehrter Reinheit gelangen.
Vereinfachung
  • gelenkt werde vor dein Angesicht → erhöre
  • das Gebet unserer Bitte → unser Bittgebet
  • zum großen Mysterium der Einfleischung deines Einziggezeugten → zum Weihnachtsfest
  • die Gelübte unseres Dienstes in unversehrter Reinheit → wir, deine Diener, rein
    Erläuterung: votum ist „Gelübde, Wunsch, [kurzes] Gebet“, insofern ergänzt es das „Gebet unserer Bitte“ oben. Es ist von den Betenden, insofern sie die Versprechen, die sie [z.B. beim Empfang der Sakramente wie Taufe, Eheschließung, Priesterweihe] gemacht haben, halten, die Rede. Dynamische [d.h. nicht wörtlich wiedergebende, sondern den Impuls, den der ursprüngliche Text dem Leser gibt, in einer anderen Sprache weiterzuleiten strebende] Übersetzer nehmen „die Gelübte unseres Dienstes“ als „wir, deine Diener“.
Das vereinfachte Gebet wäre also:
Erhöre bitte unser Bittgebet, Herr, damit wir, deine Diener, rein zum Weihnachtsfest gelangen.

Deutsches Messbuch
Gott, unser Vater, wir bereiten uns in diesen Tagen darauf vor, die Menschwerdung deines Sohnes würdig zu feiern. Lass unser Gebet zu dir dringen und segne unser Bemühen, damit unser Leben sich erneuert und die ursprüngliche Reinheit wiedergewinnt.
Vergleich
  • gelenkt werde vor dein Angesicht ⇒ lass zu dir dringen
    Das DM klingt, als müssten Widerstände überwunden werden, damit Gebete zu Gott „dringen“.
  • Herr ⇒ Gott, unser Vater
  • das Gebet unserer Bitte ⇒ unser Gebet
  • Einfleischung deines Einziggezeugten ⇒ Menschwerdung deines Sohnes
  • in unversehrter Reinheit gelangen ⇒ die ursprüngliche Reinheit wiedergewinnt
    Das Original setzt voraus, dass die Reinheit besteht, das DM eher nicht.
Die markierten Wörter haben keine Entsprechung im jeweils anderen Gebet.

Gaben- und Schlussgebet sind die gleichen wie am ersten Adventssonntag.

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