Sonntag, 1. Dezember 2019

die himmlischen lieben und den bleibenden anhängen

Der erste Adventssonntag fällt dieses Jahr auf den 1. Dezember als dem Sonntag, der dem 30. November am nächsten ist.
Dazu betet die heilige Mutter Kirche:

Tagesgebet
Da, quǽsumus, omnípotens Deus, hanc tuis fidélibus voluntátem, ut, Christo tuo veniénti iustis opéribus occurréntes, eius déxteræ sociáti, regnum mereántur possidére cæléste.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, deinen Gläubigen diesen Willen: dass wir, deinem kommenden Christus mit gerechten Werken entgegeneilend, [einst] zu seiner Rechten vereint das himmlische Reich zu besitzen* verdienen.
* Mt 25, 34

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, alles steht in deiner Macht; du schenkst das Wollen und das Vollbringen. Hilf uns, dass wir auf dem Weg der Gerechtigkeit Christus entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten, damit wir den Platz zu seiner Rechten erhalten, wenn er wiederkommt in Herrlichkeit.
Anmerkung
Die Übereinstimmungen zwischen Original und DM sind markiert und spärlich. Der Bezug zur Bibelstelle geht fast vollständig verloren. Dafür wird eine Menge dazufantasiert; insbesondere scheinen Dopplungen vorzukommen, wo das Bild (Christus entgegen gehen) und seine Deutung (uns durch Taten der Liebe vorbereiten) jeweils separat besprochen werden - so kann man jede Metapher kaputtmachen.
Ein weiterer Punkt scheint mir die Arbeitsweise des DM zu verdeutlichen: der „kommende Christus“ ist missverständlich: es nicht der irgendwann kommende, sondern der jetzt unterwegs seiende Christus gemeint [wie auch Advent nicht Ankunft im Sinne von Eintreffen (das wäre Weihnachten), sondern im Sinne von Ankommen (der Wächter auf dem Turm sieht ihn schon in der Ferne an- oder auf uns zu-kommen) ist]; von daher ist „Christus auf dem Weg“ eine gute Übersetzung. Aber dann kommt das Komitee aus Kindergärtnerinnen und Journalisten und macht aus dem „Christus auf dem Weg mit gerechten Werken entgegeneilen“ ein „Christus auf dem Weg der Gerechtigkeit entgegengehen und uns durch Taten der Liebe auf seine Ankunft vorbereiten“. Das ist nun nicht nur geschwätzig und primitive Metaphernausdeutung, sondern auch keine Übersetzung des „kommenden Christus“ mehr. Da hat irgendwer mal „Weg der Gerechtigkeit“ (Mt 21, 32) und „Taten der Liebe“ und „auf seine Ankunft vorbereiten“ aufgeschnappt und meinte, dass alles hier unterbringen zu müssen.
Gabengebet
Súscipe, quǽsumus, Dómine, múnera quæ de tuis offérimus colláta benefíciis, et, quod nostræ devotióni concédis éffici temporáli, tuæ nobis fiat prǽmium redemptiónis ætérnæ.
Das Gebet stammt aus dem Sacramentarium Leonianum, wo allerdings „temporalis“ steht, was sich auf die Gaben/Wohtaten bezieht. Hier steht „temporali“, also „durch unsere zeitliche Hingabe“. Ich übersetzte die alte Variante.

Übersetzung
Nimm, bitte, Herr, die Gaben, die, von deinen Wohltaten gespendet, wir darbringen, an, und was du unserer Hingabe an den zeitlichen [Gaben] bewirkt zu werden gewährst*, werde uns der Lohn deiner ewigen Erlösung.
* Gott hat die Transsubstantiation der zeitlichen Gaben von Brot und Wein in Leib und Blut Christi („den Lohn der ewigen Erlösung“) eingesetzt, also uns [„unserer Hingabe“] gewährt, dass die Wandlung bewirkt wird.

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, alles, was wir haben, kommt von dir. Nimm die Gaben an, die wir darbringen. Mache sie für uns in diesem Leben zum Sakrament der Erlösung und rufe uns an deinen Tisch im kommenden Reich.
Anmerkung
Leider übernimmt das DM auch hier kaum etwas aus dem Original-Gebet.
Schlussgebet
Prosint nobis, quǽsumus, Dómine, frequentáta mystéria, quibus nos, inter prætereúntia ambulántes, iam nunc instítuis amáre cæléstia et inhærére mansúris.
Das Gebet ist vom Sacramentarium Leonianum inspiriert, das allerdings die Bitte anders formuliert. Dort heißt es:
Prosint nobis, Domine, frequentata mysteria, quae nos a cupiditatibus terrenis expediant et instituant amare coelestia.
Nützen mögen uns, bitte, Herr, die zahlreich besuchten Mysterien, die uns von irdischen Leidenschaften losmachen mögen und unterweisen, die himmlischen zu lieben.
Übersetzung
Nützen mögen uns, bitte, Herr, die zahlreich besuchten Mysterien, welche eingesetzt wurden, damit wir, unter vergänglichen [Dingen] wandelnd, schon jetzt die himmlischen [Dinge] lieben und den bleibenden [Dingen] anhängen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast uns an deinem Tisch mit neuer Kraft gestärkt. Zeige uns den rechten Weg durch diese vergängliche Welt und lenke unseren Blick auf das Unvergängliche, damit wir in allem dein Reich suchen.

In der außerordentlichen Form betet man an ersten Advent:

Oratio
Excita, quaesumus, Domine, potentiam tuam, et veni*: ut ab imminentibus peccatorum nostrorum periculis, te mereamur protegente eripi, te liberante salvari.
* Ps 80, 3

Übersetzung
Erwecke, bitte, Herr, deine Macht und komm: dass wir von den drohenden Gefahren unserer Sünden während du schützt herausgerissen, während du befreist gerettet zu werden verdienen.
Secreta
Haec sacra nos, Domine, potenti virtute mundatos, ad suum faciant puriores venire principium.
Übersetzung
Diese heiligen [Gaben] mögen uns, Herr, durch mächtige Kraft gesäubert*, reiner zu ihrem Ursprung** kommen lassen.
* bezieht sich auf „uns“
** Der Ursprung der (gewandelten) Gaben ist natürlich der Heiland.

Postcommunio
Suscipiamus, Domine, misericordiam tuam in medio templi tui*: ut reparationis nostrae ventura solemnia congruis honoribus praecedamus.
* Ps 48, 10

Übersetzung
Empfangen mögen wir, Herr, deine Barmherzigkeit inmitten deines Tempels, damit wir dem kommenden Hochfest unserer Wiederherstellung mit entsprechenden Ehren vorangehen.

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