Mittwoch, 18. Dezember 2019

unter dem Joch der Sünde heruntergedrückt

Am 18. Dezember betet die heilige Mutter Kirche:

Tagesgebet
Concéde, quǽsumus, omnípotens Deus, ut, qui sub peccáti iugo ex vetústa servitúte deprímimur, exspectáta Unigéniti tui nova nativitáte liberémur.
Dieses Gebet ist die (alte) zweite Oratio am Quatember-Samstag im Advent (also dem Samstag der dritten Adventswoche).

Übersetzung
Gewähre, bitten wir, allmächtiger Gott, dass wir, die unter dem Joch der Sünde wegen der alten Knechtschaft heruntergedrückt werden, durch den erwarteten neuen Geburtstag deines einziggezeugten Sohnes befreit werden.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, noch lastet die alte Knechtschaft auf uns, noch drückt uns das Joch der Sünde. Schenke uns die wahre Freiheit und mach uns neu durch die Geburt deines Sohnes, auf die wir gläubig warten.
Vergleich
  • gewähre, bitten wir, dass wir befreit werden ⇒ schenke uns die wahre Freiheit
    Natürlich.
  • die unter dem Joch der Sünde heruntergedrückt werden ⇒ noch drückt uns das Joch der Sünde
  • wegen der alten Knechtschaft ⇒ noch lastet die alte Knechtschaft auf uns
    Ob das DM „et“ statt „ex“ gelesen hat? Oder einfach nur einen Poeten zum Frühstück gegessen?
  • durch den neuen Geburtstag ⇒ mach uns neu durch die Geburt
    Im Original ist der Geburtstag neu [wie in: jährlich wiederkehrend]; das DM faselt von „neu machen“, also ob das „befreit werden“ nicht genug wäre.
  • deines einziggezeugten Sohnes ⇒ deines Sohnes
    Details ... Wir alle sind Kinder Gottes durch die Anwahl in der Taufe; dieser Sohn aber, der geboren werden soll, ist der einzige gezeugte Sohn.
  • erwarteten [Geburtstag] ⇒ [Geburt,] auf die wir gläubig warten
    Im Original eine Aussage über Weihnachten, im DM über das wichtige „Wir“.
Gabengebet
Sacrifícium tibi, Dómine, celebrándum tuo nómini nos reddat accéptos, ut ipsíus æternitátis mereámur esse consórtes, qui mortalitátem nostram sua mortalitáte curávit.
Übersetzung
Das dir, Herr, zu feiernde Opfer mache uns deinem Namen* angenehm, damit wir Gefährten zu sein verdienen der Ewigkeit dessen, der unsere Sterblichkeit durch seine Sterblichkeit geheilt hat.
* = dir

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, dieses Opfer erwirke uns deine Gnade und lasse uns teilhaben am ewigen Leben deines Sohnes. Denn er ist in unser vergängliches Leben eingetreten, um uns von unserer Sterblichkeit zu heilen.
Vergleich
  • das dir zu feiernde Opfer ⇒ dieses Opfer
    Die Notwendigkeit, das Opfer zu feiern, entfällt im DM.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • mache uns deinem Namen angenehm ⇒ erwirke uns deine Gnade
    Die „Gnade“ steht im DM immer dann, wenn sie im Original nicht vorkommt, scheint's.
  • damit wir verdienen ⇒ und lasse uns
    Die Anstrengungsbereitschaft des DM überzeugt – nur wen, ist die Frage
  • Gefährten der Ewigkeit zu sein ⇒ teilhaben am ewigen Leben
  • dessen ⇒ deines Sohnes
    Der Schlusssatz allein möchte dem flüchtig zuhörenden Passanten (mit denen das DM anscheinend rechnet) keine ausreichende Information über den Inhaber der Ewigkeit geben.
  • der ⇒ denn er
    Das DM tut so, als sei das eine Begründung der Bitte, was es nicht ist.
  • durch seine Sterblichkeit ⇒ ist in unser vergängliches Leben eingetreten
  • geheilt hat ⇒ um uns zu heilen
    Im Original wird die Sterblichkeit geheilt, im DM das wichtige „Uns“ von der Sterblichkeit.
Schlussgebet
Suscipiámus, Dómine, misericórdiam tuam in médio templi tui*, et redemptiónis nostræ ventúra sollémnia cóngruis honóribus præcedámus.
* Ps 48, 10

Das Gebet ist aus der alten Postcommunio vom ersten Adventssonntag durch Ersetzung von „ut reparationis“ durch „et redemptionis“ gewonnen.

Übersetzung
Empfangen mögen wir, Herr, deine Barmherzigkeit inmitten deines Tempels, und [damit wir] dem kommenden Hochfest unserer Erlösung [Wiederherstellung] mit entsprechenden Ehren vorangehen.
Deutsches Messbuch
Schenke uns dein Erbarmen, Herr, inmitten deines Heiligtums. Gib, dass wir uns durch die Feier dieser Tage und durch ein christliches Leben für das Fest der Erlösung bereiten.
Vergleich
  • wir mögen deine Barmherzigkeit empfangen ⇒ schenke uns dein Erbarmen
    Natürlich.
  • und vorangehen ⇒ gib, dass wir uns bereiten
  • dem kommenden Hochfest unserer ⇒ für das Fest der
  • mit entsprechenden Ehren ⇒ durch die Feier dieser Tage und durch ein christliches Leben
    ???
    Das Bild des Originals einer feierlichen Einzugsprozession, bei der alle möglichen Dienste dem Zelebranten voran einziehen, geht im DM verloren, wobei es zudem die „entsprechenden Ehren“, mit denen wir würdig dem Weihnachtsfest vorangehen, interpretierend einschränkt.


In einem längeren Advent würde man am Mittwoch der dritten Adventswoche beten:

Tagesgebet
Præsta, quǽsumus, omnípotens Deus, ut Fílii tui ventúra sollémnitas et præséntis nobis vitæ remédia largiátur, et prǽmia ætérna concédat.
Das Gebet sieht aus, als wäre sie aus der ersten Oratio für den Quatember-Mittwoch (s.u.) durch Ersetzungen der farblich markierten Stellen gewonnen, ähnelt aber noch mehr der vierten Oratio für den Quatember-Samstag.

Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass deines Sohnes kommendes Hochfest uns sowohl Heilmittel für das gegenwärtige Leben schenke als auch die ewigen Belohnungen gewähre.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, gib, dass wir die Ankunft deines Sohnes mit Freude erwarten. Sie schenke uns in diesem Leben heilende Kraft und in der Ewigkeit den verheißenen Lohn.
Vergleich
  • das kommende Hochfest ⇒ die Ankunft
    Das DM unterscheidet nicht zwischen Advent („Ankunft“ im Sinne von „Herannahen“, der Zeit der Erwartung und der Vorbereitung), und Weihnachten, wenn der Herr dann tatsächlich Fleisch annimmt.
  • Heilmittel ⇒ heilende Kraft
  • das gegenwärtige Leben ⇒ in diesem Leben
  • die ewigen Belohnungen ⇒ in der Ewigkeit den verheißenen Lohn
Anmerkung
Die fett markierten Stellen haben im jeweils anderen Gebet keine Entsprechung. Insbesondere entfällt im DM die Unterscheidung zwischen zeitlichen und ewigen Gnaden, die im Original durch ein zweites Verb ausgedrückt ist (was im DM sowieso wieder „schenken“ würde) und die Höflichkeit („bitte“). Dafür wird das wichtige „Wir“ nochmal extra erwähnt.
Gaben- und Schlussgebet sind wie am Mittwoch der ersten Adventswoche.


Nach dem alten Messbuch ist Quatember-Mittwoch im Advent.

Dazu betet man:

Oratio
Praesta, quaesumus, omnipotens Deus: ut redemptionis nostrae ventura solemnitas, et praesentis nobis vitae subsidia conferat, et aeternae beatitudinis praemia largiatur.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass unserer Erlösung kommendes Hochfest uns sowohl Hilfsmittel* für das gegenwärtige Leben beitrage als auch die Belohnungen der ewige Seligkeit schenke.
* Hilfsmittel wie in „Reservetruppen“, allgemein „Beistand, Stütze“ oder auch „materielle Grundlage“.

Anders als im Reformgebet werden für das zeitliche Leben nicht „geschenkte Heilmittel“ (wozu primär die Beichte vorgesehen ist) erbeten, sondern „Beiträge zum Beistand“, wohl verstehend, dass wir auf Erden auch selbst irgendwie zusehen müssen zurecht zu kommen. Die Belohnungen (der ewigen Seligkeit, die im Reformgebet verschwindet) dagegen können wir nicht anders als durch Gottes Gnade geschenkt erhalten; von daher ist der Verbtausch im Reformgebet nicht zu loben.

Oratio*
Festina, quaesumus, Domine, ne tardaveris, et auxilium nobis supernae virtutis impende: ut adventus tui consolationibus subleventur, qui in tua pietate confidunt.
* An den Quatembertagen gibt es mehrere Lesungen, also [so war das damals] auch mehrere Orationes.

Übersetzung
Eile, bitten wir, Herr, säume nicht, und gewähre uns die Hilfe der himmlischen Kraft: damit durch deiner Ankunft Tröstungen ermutigt werden, die auf deine Milde vertrauen.
Secreta
Accepta tibi sint, quaesumus, Domine, nostra ieiunia: quae et expiando nos tua gratia dignos efficiant, et ad sempiterna promissa perducant.
Übersetzung
Willkommen seien dir, bitten wir, Herr, unsere Fasten*: welche uns sowohl der Entsühnung durch deine Gnade würdig machen als auch zu den ewigen Verheißungen führen mögen.
* denn der Advent allgemein, speziell aber die Quatember-Tage, ist halt auch eine Bußzeit

Postcommunio
Salutaris tui, Domine, munere satiati, supplices deprecamur: ut, cuius laetamur gustu, renovemur effectu.
Übersetzung
Durch die Gabe deines Heils, Herr, gesättig, flehen wir demütig: dass wir durch wessen Geschmack wir erfreut wurden, durch dessen Wirkung erneuert werden.

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