Montag, 23. Dezember 2019

unser Los teilen (Tippgemeinschaft oder Fülle göttlicher Anbetung?)

Der 23. Dezember sieht die Geburt des Wortes sich nähern - und das DM des Grauens.

Tagesgebet
Omnípotens sempitérne Deus, nativitátem Fílii tui secúndum carnem propinquáre cernéntes, quǽsumus, ut nobis indígnis fámulis tuis misericórdiam præstet Verbum, quod ex Vírgine María dignátum est caro fíeri, et in nobis habitáre Iesus Christus, Dóminus noster.
Übersetzung
Allmächtiger ewiger Gott, erkenndend, dass die Geburt deines Sohnes dem Fleisch nach sich nähert, bitten wir, dass uns, deinen unwürdigen Dienern, Barmherzigkeit zeige das Wort, das aus der Jungfrau Maria geruht hat Fleisch zu werden und unter uns zu wohnen*, Jesus Christus, unser Herr.
* Joh 1, 14

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, schon naht das Fest der Geburt deines Sohnes, der aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat, um unser Los zu teilen. Wir bitten dich: Dein ewiges Wort komme und wohne unter uns mit seinem Erbarmen, unser Herr Jesus Christus.
Der Vergleich erfolgt unter der Einschränkung, dass die markierten Worte im jeweils anderen Text keine Entsprechung haben und die Reihenfolge im DM völlig durcheinander ist, so dass eine Zuordnung nur „gewissermaßen“ möglich ist.
  • allmächtiger ewiger Gott ⇒ allmächtiger Gott
    Das DM streicht das „ewig“ hier, erdichtet aber später eins zum „Wort“ dazu.
  • die Geburt deines Sohnes sich nähert ⇒ naht das Fest der Geburt deines Sohnes
    nativitas ist Geburt oder Geburtstag, von daher macht das DM hier keinen Vokabelfehler. Allerdings hat es das „dem Fleisch nach“ ausgeblendet. „Geburt dem Fleisch nach“ ist sinnvoll (zur Unterscheidung von der Zeugung des ewigen Wortes vor aller Zeit), „Fest dem Fleisch nach“ – eher nicht. Das DM macht also einen Denkfehler.
  • bitten wir ⇒ wir bitten dich
    Das ist eine Premiere. Diese Worte, die in fast jedem Gebet vorkommen, habe ich das DM noch nie übersetzen gesehen.
  • uns Barmherzigkeit zeige ⇒ mit seinem Erbarmen
    Im Original das eigentliche Gebetsanliegen, im DM ein nachgetragener Einschub am Ende.
  • aus der Jungfrau Maria Fleisch zu werden ⇒ aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat
    Die „Jungfrau Maria“, von der das Original spricht, ist in Kirchenkreisen wohl bekannt. Wer aber mag „Maria, die Jungfrau“ sein?
  • das Wort, das geruht hat unter uns zu wohnen ⇒ dein ewiges Wort komme und wohne unter uns
    Das Original preist das Wort für seinen (schon vollendet ausgeführten, perfekten) Entschluss, Fleisch zu werden und unter uns zu wohnen, den Prolog des Johannes-Evangeliums zitierend. Das DM dreht das Gebet durch den Fleischwolf und erhält eine Bitte, das Wort möge kommen und „mit seinem Erbarmen“ unter uns wohnen, woraus man nur mit Mühe das Schriftwort erkennt.
    Die eigentliche Bitte des Originals verschwindet in einen Einschub („mit seinem Erbarmen“), welches als selbstverständliche Zugabe zum Kommen angesehen zu werden scheint. Vielleicht ist es auch nur als Erinnerung gemeint, wie meine Tochter es hält, wenn sie mich einlädt: „Und vergiss die Wäsche nicht, die ich dir zum Waschen dagelassen haben!“. DM: „Gott, wenn du kommst, vergiss das Erbarmen nicht!“
Gabengebet
Hæc oblátio, qua divíni cultus nobis est índita plenitúdo, sit tibi, Dómine, perfécta placátio, ut nostri Redemptóris exórdia purificátis méntibus celebrémus.
In der dritten Weihnachtsmesse („am Tage“) kommt ein der Einleitung sehr ähnliches Gabengebet dran, welches wiederum aus dem Sacramentarium Leonianum oder aus dem S. Gelasianum (kommt in beiden vor) genommen wurde.

Übersetzung
Dieses Opfer, das uns verliehene* Fülle göttlicher Anbetung** ist, sei dir, Herr, vollkommene Besänftigung, damit wir unseres Erlösers Ursprünge mit gereinigten Herzen begehen.
* wie: in uns hineingelegt, oder wie eine ehrenvolle Aufgabe verliehen; gerne hätte ich „anvertraut“ übersetzt, kann mich aber nicht so von Original lösen wie – andere.
** Anbetung Gottes

Deutsches Messbuch
Heiliger Gott, du hast uns diese Opferfeier geschenkt als höchsten Lobpreis, den wir dir darbringen können. Sie versöhne uns mit dir, damit wir mit lauterem Herzen das Geburtsfest unseres Erlösers begehen.
Vergleich
  • dieses Opfer, das uns verliehene [Fülle] ist ⇒ du hast uns diese Opferfeier geschenkt
    Keine Ahnung, woher die „Feier“ kommt, aber das „geschenkt“ kommt aus dem dreizeiligen Vokabelheft des DMs.
    Das „ist uns“ des Originals macht den Gegensatz zur Bitte („sei dir“). Im DM gehört es einfach zum „geschenkt“.
  • Fülle göttlicher Anbetung ⇒ als höchsten Lobpreis, den wir dir darbringen können
    Es ist eine andere Religion. Es geht nur ums „Wir“, selbst wenn das Original von der Anbetung Gottes spricht.
  • sei dir vollkommene Besänftigung ⇒ versöhne uns mit dir und reinige uns von unseren Sünden
    Das DM tanzt weiter ums goldene Doppel-„Uns“, wohl weil der Begriff „Besänftigung“ (wie in: Versöhnung durch Sühne) als unbekannt angesehen wird.
  • Herr ⇒ heiliger Gott
    Das reißt jetzt auch nichts mehr raus.
  • mit gereinigten Herzen ⇒ mit lauterem Herzen
    „gereinigt“ erinnert daran, dass die Herzen vorher nicht rein waren; das „lautere“ Herz des DM braucht sich nur noch die Füße zu waschen.
  • Ursprünge ⇒ das Geburtsfest
    Man kann sich zwar wundern, dass exordium (Beginn, Anfang, Ursprung) hier Plural ist, es aber als „Geburtsfest“ wiederzugeben, ist dennoch weit hergeholt.
    Fun fact: die Zeile stammt aus einem Gebet des Sacramentarium Gelasianum (ist also nicht an Weihnachten gebunden, womit die beiden Ursprünge [vor aller Zeit und in der Fülle der Zeiten] gemeint sein können). Besagtes Gebet hat übrigens eine interessante Einleitung:
    Cuncta, Domine, quaesumus, his muneribus a nobis semper diabolica figmenta seclude, ut nostri Redemptoris exordia purificatis mentibus celebremus.
    Alle teuflichen Finten*, Herr, bitten wir, halte durch diese Gaben immer von uns fern, damit wir unseres Erlösers Ursprünge mit gereinigten Herzen begehen.
    * Erdichtungen, Lügen
Schlussgebet
Cælésti múnere satiátis, Dómine, pacem tuam propitiátus indúlge, ut Fílio tuo dilectíssimo veniénti accénsis lampádibus digni præstolémur occúrsum.
Übersetzung
Den von der himmlischen Gabe Gesättigten, Herr, bewillige gütig deinen Frieden, damit wir die Begegnung mit deinem geliebtesten kommenden Sohn mit angezündeten Lampen würdig erwarten.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, schenke uns Vergebung und Frieden durch das Sakrament, das wir empfangen haben, damit wir deinem Sohn mit brennenden Lampen entgegengehen können, wenn er kommt.
Vergleich
  • den von der himmlischen Gabe Gesättigten ⇒ uns durch das Sakrament, das wir empfangen haben
    Standardfloskel mit vorangestelltem wichtigen „Uns“ und integriertem wichtigen „Wir“.
  • Herr ⇒ barmherziger Gott
  • bewillige gütig ⇒ schenke
    Natürlich.
  • deinen Frieden ⇒ Vergebung und Frieden
    „Meinen Frieden, nicht wie die Welt ihn gib, gebe ich euch“, nicht wahr. Aus dem „deinen“ aber macht das DM „Vergebung und“. Schwer zu raten, welcher Gedanke dahintersteckt.
  • die Begegnung würdig erwarten ⇒ entgegengehen können
    Das Original ist aber auch schwer verständlich; da ignoriert man lieber ganz und standardfloskelt.
  • deinem geliebtesten kommenden Sohn ⇒ deinem Sohn, wenn er kommt
    Suchbild: welches Detail fehlt hier?

Wenn man aber den heiligen Johannes von Krakau ehren will, wäre das

Tagesgebet
Da, quǽsumus, omnípotens Deus, ut, exémplo beáti Ioánnis presbýteri, in sanctórum sciéntia procedámus, atque, misericórdiam ómnibus exhibéntes, apud te indulgéntiam consequámur.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass wir, nach dem Vorbild des seligen Priesters Johannes, im Wissen der Heiligen voranschreiten und, allen Barmherzigkeit erweisend, bei dir Nachsicht erlangen.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, das Beispiel des heiligen Johannes von Krakau helfe uns, immer tiefer einzudringen in die Weisheit der Heiligen: dich über alles lieben und den Menschen Gutes tun. Seine Fürsprache erwirke uns deine Verzeihung.
Vergleich
  • gib, bitten wir, dass wir, nach dem Vorbild des seligen Priesters Johannes ⇒ das Beispiel des heiligen Johannes von Krakau helfe uns
  • allmächtiger Gott ⇒ barmherziger Gott
  • voranschreiten ⇒ immer tiefer einzudringen
  • allen Barmherzigkeit erweisend ⇒ den Menschen Gutes tun
  • bei dir Nachsicht erlangen ⇒ deine Verzeihung
Die markierten Wörter sind dazufantasiert.

Früher war sein Fest am 20. Oktober.

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