Samstag, 21. Dezember 2019

deiner Majestät mit voller Hingabe unterworfen

Zum 21. Dezember gibt das Deutsche Messbuch wieder allerlei Anlass zum Haareraufen, während die Kirche einige sehr schöne Gebete vorsieht.

Tagesgebet
Preces pópuli tui, quǽsumus, Dómine, cleménter exáudi, ut, qui de Unigéniti tui in nostra carne advéntu lætántur, cum vénerit in sua maiestáte, ætérnæ vitæ prǽmium consequántur.
Übersetzung
Die Gebete deines Volkes, bitten wir, Herr, erhöre milde, dass die sich über die Ankunft deines Einziggezeugten in unserem Fleische freuen, wenn er in seiner Herrlichkeit gekommen sein wird, den Lohn des ewigen Lebens erreichen.
Deutsches Messbuch
Gnädiger Gott, du erfüllst uns mit Freude über das Kommen deines Sohnes in unserem Fleisch. Schenke uns bei seinem Kommen in Herrlichkeit das ewige Leben, das du uns verheißen hast.
Vergleich
  • die Gebete deines Volkes, bitten wir, erhöre milde, dass [jene] erreichen ⇒ schenke uns
    Das „consequi“ (erreichen) malt ein Rennen, denn es bedeutet „verfolgen, einholen, erreichen“. Das Mittel des Einholens sind die Gebete, welche durch Gottes Gnade und mildes Erhören zum Erfolg führen. Mitgedacht sind natürlich die Umstände der Betenden, welche das Erhören fördern, nämlich einmal die Enthaltsamkeit wie die eines Rennläufers (1 Kor 24-27), dann die Unermüdlichkeit des Gebets (z.B. Lk 11, 1-13; 21, 34-36), illustriert auch durch die Kampfbereitschaft eines gerüsteten Soldaten (Eph 6, 10-18). Aber was ist das alles dem DM, das doch sein „schenken“ hat.
  • Herr ⇒ gnädiger Gott
    Das Original macht sich große Mühe, Gott zum Erhören geneigt zu machen („bitten wir, erhöre milde“), was im DM entfallen kann, denn dort spricht man einfach den „gnädigen Gott“ an – Gott ist im DM schon so, wie das Original erst erfleht.
  • die sich über die Ankunft freuen ⇒ du erfüllst uns mit Freude über das Kommen
    Im Original gibt es die Spannung zwischen „jetzt freuen wir uns über die Ankunft im Fleisch – wir mögen aber auch einst bei der Ankunft in Herrlichkeit uns freuen können, indem wir bereit sind“ in einem Satz. Im DM sind das unabhängige, in zwei Sätze verteilte tolle Sachen: Jetzt freuen wir uns. Dann bekommen wir geschenkt.“
  • wenn er in seiner Herrlichkeit gekommen sein wird ⇒ bei seinem Kommen in Herrlichkeit
    Das „sein“ ist von der Herrlichkeit zum substantiviertem Kommen gerutscht.
    Sowohl das Subjekt adventus (Ankunft) als auch das Verb „venerit“ (gekommen sein wird) wird im DM „das Kommen“. Sprachliche Einfalt, wie sie dem DM halt geschenkt ist.
  • den Lohn des ewigen Lebens ⇒ das ewige Leben, das du uns verheißen hast
    Für einen Lohn müsste man selbst etwas tun, aber wenn Gott es verheißen hat, muss er ja erfüllen, oder?
Gabengebet
Ecclésiæ tuæ, Dómine, múnera placátus assúme, quæ et miséricors offerénda tribuísti, et in nostræ salútis poténter éfficis transíre mystérium.
Das Gebet stammt aus dem Sacrametarium Leonianum und wird auch am 19. Sonntag im Jahreskreis verwendet.

Übersetzung
Deiner Kirche, Herr, Gaben nimm versöhnt zu eigen, die du sowohl barmherzig als zu Opfernde zugeteilt hast, als auch in das Mysterium unseres Heils überzugehen mächtig bewirkst.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, wir bringen die Gaben zum Altar, die du selber uns geschenkt hast. Nimm sie von deiner Kirche entgegen und mache sie für uns zum Sakrament des Heiles.
Vergleich
  • deiner Kirche Gaben nimm versöhnt zu eigen ⇒ nimm sie von deiner Kirche entgegen
    Das „versöhnt“, der Sinn alles Opferns, entfällt im DM. Das „deiner Kirche“ rutscht von den Gaben zum „Entgegennehmen“, wie auch die Reihenfolge im DM insgesamt durcheinander ist.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • die du barmherzig als zu Opfernde zugeteilt hast ⇒ wir bringen die Gaben zum Altar, die du selber uns geschenkt hast
    Das DM konstruiert eine seiner Standard-Phrasen um die zentralen Wörter „Wir“ und „geschenkt“, wo das Original Aussagen über die barmherzige Vorsehung Gottes und den Zweck der Zuteilung hat.
  • das Mysterium unseres Heils ⇒ für uns zum Sakrament des Heiles
    Das originale „unser Heil“ wird zum „Heil für uns [machen]“.
  • überzugehen mächtig bewirkst ⇒ mache
    Das Original bittet um das „zu eigen Nehmen“, woraus das mächtig Bewirken des Übergehens folgt; das DM hat eine zweite Bitte um „machen“.
    Wenn ich im Kindergarten so geredet hätte, würde ich freundlich eingeladen worden sein, doch eine größere Vielfalt der Ausdrucksweisen auszuprobieren. Der DM-Autor ist wohl nicht durch die Hände von Sr. Lamberta gegangen …
Schlussgebet
Sit plebi tuæ, Dómine, continuáta defénsio divíni participátio mystérii, ut, maiestáti tuæ plena devotióne subiécta, salvatiónem mentis et córporis affluénter accípiat.
Übersetzung
Sei deinem Volk, Herr, eine ununterbrochene Verteidigung die Teilnahme* am göttlichen Mysterium, damit es, deiner Majestät mit voller Hingabe unterworfen, die Erlösung von Geist und Körper reichlich erhalte.
* die Teilnahme sei Verteidigung

Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, beschütze alle, die an dieser Opferfeier teilgenommen haben. Gib uns die Kraft, dir allzeit treu zu dienen, damit wir gesunden an Leib und Seele.
Vergleich
  • sei deinem Volk eine ununterbrochene Verteidigung ⇒ beschütze alle
    Im Original ist die Teilnahme der Schutz, im DM soll Gott beschützen.
    Im Original wird vom Gottesvolk, im DM von allen [Teilnehmern] geredet.
    Die „unterunterbrochene“ Verteidigung kommt natürlich von einer „ununterbrochenden“ Teilnahme; im DM ist nur von „dieser Opferfeier“ die Rede.
  • Herr ⇒ barmherziger Gott
  • die Teilnahme am göttlichen Mysterium ⇒ die an dieser Opferfeier teilgenommen haben
    Das originale „göttliche Mysterium“ meint jede Messe, die jemals irgendwo gelesen wurde; das DM denkt nur in Kleingruppen. Und irgendwie ist „Opferfeier“ sehr schwach gegenüber dem originalen „göttlichen Mysterium“.
  • deiner Majestät mit voller Hingabe unterworfen ⇒ gib uns die Kraft, dir allzeit treu zu dienen
    Zwar ist das DM konsequent, die „Kraft und Dienen“-Floskel immer und überall anzuwenden. Aber verglichen mit dem Original mutet es wieder wie eine andere Religion an.
  • damit es die Erlösung reichlich erhalte ⇒ damit wir gesunden
    Im Original wird für die Erlösung für das ganze Gottesvolk gebetet (wie es eines kirchlichen Gebets angemessen ist, denn irgendwo geht es bei der Veranstaltung ja schon um die ewige Erlösung). Das DM möchte, dass „wir gesunden“. Da sollte es besser zum Arzt gehen.

Nach dem alten Kalender könnte man das Fest des Apostels Thomas feiern. (Weiteres Fest wie auch im neuen Kalender: 3. Juli.) In den Gebeten bittet die Kirche darum, dass Gottes Gaben an uns erhalten und wir im Glauben eifrig bleiben, weil Thomas ja als Zweifler, der das Geschenk des Glaubens nicht sicher festhielt, bekannt geworden ist (Joh 20, 24f.).

Oratio
Da nobis, quaesumus, Domine, beati Apostoli tui Thomae solemnitatibus gloriari: ut eius semper et patrociniis sublevemur; et fidem congrua devotione sectemur.
Übersetzung
Gib uns, bitten wir, Herr, dass wir uns der Feierlichkeiten deines seligen Apostels Thomas rühmen: damit wir immer sowohl durch seine Fürbitten unterstützt werden als auch nach dem Glauben mit entsprechender Hingabe eifrig streben.
Secreta
Debitum tibi, Domine, nostrae reddimus servitutis, suppliciter exorantes: ut, suffragiis beati Thomas Apostoli, in nobis tua munera tuearis, cuius honoranda confessione laudis tibi hostias immolamus.
Übersetzung
Die Pflicht unserer Knechtschaft erfüllen wir dir, Herr, demütig flehend, dass du, durch die Fürbitten des seligen Apostels Thomas, in uns deine Gaben bewahrst, zu dessen ehrenvoll zu handhabenden Lobpreis wir dir Opfer des Lobes bereiten.
Postcommunio
Adesto nobis, misericors Deus: et, intercedente pro nobis beato Thoma Apostolo, tua circa nos propitiatus dona custodi.
Übersetzung
Steh uns bei, barmherziger Gott: und, während der selige Apostel Thomas für uns vermittelt, behüte deine Gaben an uns.

Allerdings ist nach demselben alten Messbuch auch Quatember-Samstag im Advent.
Dazu betet man:

Oratio
Deus, qui conspicis, quia ex nostra pravitate affligimur: concede propitius; ut ex tua visitatione consolemur.
Übersetzung
Gott, der du erkennst, dass wir durch unsere Verkommenheit angeschlagen sind: gewähre gnädig, dass wir durch deinen Besuch getröstet werden.
Oratio 2*
Concede, quaesumus, omnipotens Deus: ut, qui sub peccati iugo ex vetusta servitute deprimimur; exspectata unigeniti Filii tui nova nativitate liberemur.
* An den Quatembertagen gibt es mehrere Lesungen, also [so war das damals] auch mehrere Orationes.

Übersetzung
Gewähre, bitten wir, allmächtiger Gott, dass wir, die unter dem Joch der Sünde wegen der alten Knechtschaft heruntergedrückt werden, durch den erwarteten neuen Geburtstag deines einziggezeugten Sohnes befreit werden.
Oratio 3
Indignos nos, quaesumus, Domine, famulos tuos, quos actionis propriae culpa contristat, unigeniti Filii tui adventu laetifica.
Übersetzung
Deine unwürdigen Dienern, uns, bitten wir, Herr, welche die Schuld der eigenen Tat betrübt, erfreue durch die heilbringende Ankunft deines Einziggezeugten.
Oratio 4
Praesta, quaesumus, omnipotens Deus: ut Filii tui ventura solemnitas, et praesentis nobis vitae remedia conferat, et praemia aeterna concedat.
Übersetzung
Gib, bitten wir, allmächtiger Gott, dass das kommende Hochfest deines Sohnes uns sowohl Heilmittel für das gegenwärtige Leben beitrage als auch die ewigen Belohnungen gewähre.
Oratio 5
Preces populi tui, quaesumus, Domine, clementer exaudi: ut, qui iuste pro peccatis nostris affligimur, pietatis tuae visitatione consolemur.
Übersetzung
Die Gebete deines Volkes, bitten wir, Herr, erhöre milde, damit wir, die mit Recht für unsere Sünden angeschlagen sind, durch den Besuch deines Erbarmens getröstet werden.
Oratio 6
Deus, qui tribus pueris mitigasti flammas ignium: concede propitius; ut nos famulos tuos non exurat flamma vitiorum.
Übersetzung
Gott, der du für die drei Jungen* die Flammen der Feuer besänftigt hast: gewähre gnädig, dass die Flamme der Laster uns, deine Diener, nicht niederbrennt.
* s. Daniel, 3. Kapitel

Secreta
Sacrificiis praesentibus, quaesumus, omine, placatus intende: ut et devotioni nostrae proficiant, et saluti.
Die gleiche Sekreta wird auch am vierten Adventssonntag genommen.

Übersetzung
Die gegenwärtigen Opfer, bitten wir, Herr, beachte versöhnt, damit sie sowohl unserer Hingabe als auch dem Heil nützen.
Postcommunio
Quaesumus, Domine Deus noster: ut sacrosancta mysteria, quae pro reparationis nostrae munimine contulisti; et praesens nobis remedium esse facias, et futurum.
Übersetzung
Wir bitten, Herr unser Gott: dass du die hochheiligen Mysterien, die du zur Befestigung* unserer Wiederherstellung** verliehen hast, uns zum gegenwärtigen und zukünftigen Heilmittel machst.
* wie Bollwerk, zur Sicherung und für den Schutz
** Erlösung

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