Dienstag, 17. Dezember 2019

von diesem Verlangen ergriffen werden

Für den Advent-Endspurt sind jedes Jahr (unabhängig von der Länge der Adventszeit) die gleichen Gebete vorgesehen. Für den 17. Dezember sind dies:

Tagesgebet
Deus, humánæ cónditor et redémptor natúræ, qui Verbum tuum in útero perpétuæ virginitátis carnem assúmere voluísti, réspice propítius ad preces nostras, ut Unigénitus tuus, nostra humanitáte suscépta, nos divíno suo consórtio sociáre dignétur.
Übersetzung
Gott, Schöpfer und Erlöser der menschlichen Natur, der du wolltest, dass dein Wort in der Gebärmutter der immerwährenden Jungfräulichkeit Fleisch annehme, blicke gnädig auf unsere Gebete, damit dein Einziggezeugter, nachdem er unsere Menschlichkeit angenommen hat, uns seiner göttlichen Gemeinschaft beizugesellen geruhe.
Deutsches Messbuch
Gott, unser Schöpfer und Erlöser, dein ewiges Wort ist Fleisch geworden aus Maria, der allzeit jungfräulichen Mutter. Dein Sohn, der unsere menschliche Natur angenommen hat, schenke uns Anteil an seinem göttlichen Leben.
Vergleich
  • der menschlichen Natur ⇒ unser
    Das DM folgt dem Reformdichter in seiner romantischen Verstiegenheit [bei der wohlklingende Worte aneinandergereiht werden, geben sie nun Sinn oder nicht] nicht und fokussiert stattdessen auf das Wesentliche.
  • dein Wort ⇒ dein ewiges Wort
    Das stets hilfreiche DM erläutert gern auch zentrale Begriffe der Glaubenslehre.
  • du wolltest, dass Fleisch annehme ⇒ ist Fleisch geworden
    Das Original spricht von der göttlichen Vorsehung, das DM von einer historischen Tatsache.
  • in der Gebärmutter der immerwährenden Jungfräulichkeit ⇒ aus Maria, der allzeit jungfräulichen Mutter
    Das Reformgebet ist nicht schön, und das DM erinnert den vergesslichen Beter gern daran, wer noch gleich den Heiland geboren hat. „aus dem allzeit jungfräulichen Mutterleib“ wäre besser gesagt.
  • blicke gnädig auf unsere Gebete, damit dein Einziggezeugter ⇒ dein Sohn
    Das DM beschränkt sich hart auf das (in seiner Welt) Wesentliche. Man könnte allerdings annehmen, dass in einer anderen Realität Gottes gnädiger Blick auf unsere Gebete auch eine Rolle spielen könnte.
  • nachdem er unsere Menschlichkeit angenommen hat ⇒ der unsere menschliche Natur angenommen hat
    In Blick auf das kommende Weihnachtsfest befindet sich die Kirche in einer Haltung der Hoffnung und Erwartung; das DM (an das wohl die Abfolge der Heilsereignisse im Jahreskreis vergeblich verschwendet wird) bleibt strikt historisch – für das DM ist die Fleischannahme schon geschehen.
  • seiner göttlichen Gemeinschaft ⇒ an seinem göttlichen Leben
  • uns beizugesellen geruhe ⇒ schenke uns Anteil
    Natürlich.
Gabengebet
Ecclésiæ tuæ, Dómine, dona sanctífica, et concéde, ut, per hæc veneránda mystéria, pane cælésti réfici mereámur.
Übersetzung
Deiner Kirche, Herr, Gaben heilige, und gewähre, dass wir durch diese ehrwürdigen Mysterien vom himmlischen Brot erneuert zu werden verdienen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, heilige die Gaben deiner Kirche und nähre uns in dieser Feier der Eucharistie mit dem wahren Brot des Himmels.
Vergleich
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • durch diese ehrwürdigen Mysterien ⇒ in dieser Feier der Eucharistie
    Das Original gibt das Mittel an, das DM einen Zeitrahmen.
  • vom himmlischen Brot ⇒ mit dem wahren Brot des Himmels
    Das hier präzise DM möchte klarstellen, dass nicht Manna verteilt wird (vgl. Joh 6, 32).
  • gewähre, dass wir erneuert zu werden verdienen ⇒ nähre uns
    An manchen Stellen wird das sonst so weitschweifige DM plötzlich lakonisch …
Schlussgebet
Divíno múnere satiáti, quǽsumus, omnípotens Deus, hoc desidério potiámur, ut, a tuo accénsi Spíritu, ante conspéctum veniéntis Christi tui, velut clara luminária fulgeámus.
Übersetzung
Von göttlicher Gabe gesättigt bitten wir, allmächtiger Gott, mögen wir von diesem Verlangen ergriffen werden, dass wir, von deinem Geist entfacht, vor dem Angesicht deines kommenden Christus wie helle Leuchten glänzen.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast uns mit den heiligen Gaben gestärkt. Entzünde in uns das Feuer deines Geistes, damit wir gleich den Lichtern am Himmel strahlen, wenn dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, kommt.
Vergleich
  • von göttlicher Gabe gesättigt ⇒ du hast uns mit den heiligen Gaben gestärkt
    Im Original eine Beschreibung der Beter, im DM eine Erinnerung an das Wirken Gottes, falls dieser etwa unaufmerksam gewesen wäre und nicht bemerkte, was er tat.
  • wir bitten, wir mögen von diesem Verlangen ergriffen werden, dass wir ⇒ damit wir
    Das Original bittet um eine geeignete Einstellung, erreichen zu wollen, was das DM allein von Gott erledigt zu werden erwartet.
    Dabei ist das DM nicht nur lakonisch, sondern echt prosaisch.
  • von deinem Geist entfacht ⇒ entzünde in uns das Feuer deines Geistes
    Aber wenn vom wichtigen „Uns“ die Rede ist …
  • vor dem Angesicht deines kommenden Christus ⇒ wenn dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, kommt
  • wie helle Leuchten glänzen ⇒ gleich den Lichtern am Himmel strahlen
    … wird das DM zum Dichter.

In einem längeren Advent würde man am Dienstag der dritten Adventswoche beten:

Tagesgebet
Deus, qui novam creatúram per Unigénitum tuum nos esse fecísti, in ópera misericórdiæ tuæ propítius intuére, et in advéntu Fílii tui ab ómnibus nos máculis vetustátis emúnda.
Übersetzung
Gott, der du uns durch deinen Einziggezeugten neue Schöpfung sein lässt, schaue gnädig auf die Werke deiner Barmherzigkeit und reinige uns zur Ankunft deines Sohnes von allen Makeln der Altheit.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, durch dein Erbarmen sind wir in Christus eine neue Schöpfung geworden. Wende deine Augen nicht von uns ab, sondern heile alle Wunden der alten Schuld durch die Ankunft deines Sohnes.
Vergleich
  • Gott ⇒ Herr, unser Gott
  • der du uns sein lässt ⇒ wir sind wir geworden
    Das Original betont das Handeln Gottes, das DM das wichtige „Wir“.
  • durch deinen Einziggezeugten ⇒ durch dein Erbarmen in Christus
    Eigentlich verstehe ich nicht mal richtig, was das DM da sagen will.
  • schaue gnädig auf ⇒ wende deine Augen nicht ab
    Das Original bittet um eine bestimme Art und Weise des Anschauens, das DM [wohl in einem seltenen Akt der Erkenntnis der eigenen Würdigkeit] bittet nur darum, dass Gott nicht verzweifelt(?) und wegschaut.
  • die Werke deiner Barmherzigkeit ⇒ uns
    Naklar.
  • reinige uns von allen Makeln ⇒ heile alle Wunden
    Das Original lässt die Väterlehre, dass Sünden uns besudeln, so dass es Gott eigentlich ekeln müsste, uns anzuschauen, durchklingen; das DM schwimmt in Selbstmitleid.
  • zur Ankunft ⇒ durch die Ankunft
    Nee, die Reinigung soll vorher erfolgen. Dafür ist der Advent da, liebes DM.
  • der Altheit ⇒ der alten Schuld
    Das DM tut so, als ob die Schuld etwas in der Vergangenheit Liegendes sei. Tatsächlich ist die Altheit etwas, was uns immer innewohnt und überwunden werden muss.
Gaben- und Schlussgebet sind wie am Dienstag der ersten Adventswoche.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen