Sonntag, 29. September 2019

dessen Wirkung erfahren, wessen Anbetung wir vollziehen

Zum 26. Sonntag im Jahreskreis betet die heilige Mutter Kirche:

Tagesgebet
Deus, qui omnipoténtiam tuam parcéndo máxime et miserándo maniféstas, multíplica super nos grátiam tuam, ut, ad tua promíssa curréntes, cæléstium bonórum fácias esse consórtes.
Dieses Gebet war im alten Messbuch für den zehnten Sonntag nach Pfingsten vorgesehen.

Übersetzung
Gott, der du deine Allmacht vor allem durch Verschonen und Erbarmen offenbarst, vervielfältige über uns deine Gnade, damit du die zu deinen Verheißungen* Eilenden zu Teilhabern der himmlischen Gütern machst.
* also zu den verheißenen Gütern

Deutsches Messbuch
Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem im Erbarmen und im Verschonen. Darum nimm uns in Gnaden auf, wenn uns auch Schuld belastet. Gib, dass wir unseren Lauf vollenden und zur Herrlichkeit des Himmels gelangen.
Vergleich
  • Gott ⇒ großer Gott
  • der du deine Allmacht offenbarst ⇒ du offenbarst deine Macht
    omnipotentia ist Allmacht; warum das DM das verkleinert ist unklar. Aber dafür macht es ja aus „Gott“ einen „großen Gott“ …
  • vervielfältige über uns deine Gnade ⇒ nimm uns in Gnaden auf, wenn uns auch Schuld belastet
    Von Aufnehmen ist im Original keine Rede, sondern von den vielfältigen Gnadengaben, die uns ermöglichen, z.B. die Gebote zu halten. Oder sich zu besinnen, wiedergutzumachen, zu bekennen und Versöhnung zu erlangen; dass das DM hier die Schuldbelastung dazufantasiert, ist unnötig.
  • die zu deinen Verheißungen Eilenden ⇒ gib, dass wir unseren Lauf vollenden
    Das Original kennt eine Antwort auf die Verheißungen, und zwar eine mit Eile, Eifer, Sorgfalt; das DM zieht seine Bahn, bis es an dessen Ende stößt.
  • damit du zu Teilhabern der himmlischen Gütern machst ⇒ dass wir zur Herrlichkeit des Himmels gelangen
    Das zur Herrlichkeit zu gelangen scheint im DM der selbstverständliche Abschluss des Bahndurchlaufs zu sein. Das consors (Teilhaber; in seine Bestandteile zerlegt: Schicksalsgenosse) im Original ist auch ein juristischer Fachbegriff, der ein ungeteiltes Erbe gemeinsam besitzend heißt, was im Zusammenhang mit den himmlischen Gütern ein ganz anderes Bild zeichnet als die DMliche Herrlichkeit.
Gabengebet
Concéde nobis, miséricors Deus, ut hæc nostra oblátio tibi sit accépta, et per eam nobis fons omnis benedictiónis aperiátur.
Übersetzung
Gewähre uns, barmherziger Gott, dass dieses unser Opfer dir angenehm sei, und durch es uns die Quelle allen Segens geöffnet wird.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, nimm unsere Gaben an und öffne uns in dieser Feier die Quelle, aus der aller Segen strömt.
Vergleich
  • gewähre uns, dass dieses unser Opfer dir angenehm sei ⇒ nimm unsere Gaben an
    Obwohl das Grundanliegen im Gabengebet immer das gleich ist, versucht das Missale immerhin, gelegentlich den Ausdruck zu variieren. Da macht das DM nicht mit.
  • durch es [das Opfer] ⇒ in dieser Feier
    Es ist verschieden, ob durch das Opfer der Segen erlangt wird, oder nur während der Messe oder in dieser Feier.
  • uns die Quelle allen Segens geöffnet wird ⇒ öffne uns die Quelle, aus der aller Segen strömt
    In Original öffnet das Opfer; im DM ist das eine das Gaben-Annehmen, und etwas völlig davon Losgelöstes das Öffnen, das Gott leisten soll.
Schlussgebet
Sit nobis, Dómine, reparátio mentis et córporis cæléste mystérium, ut simus eius in glória coherédes, cui, mortem ipsíus annuntiándo, compátimur.
Übersetzung
Sei uns, Herr, das himmlische Mysterium Erneuerung des Geistes und des Körpers, damit wir dessen Miterben in Herrlichkeit sind, mit dem wir, indem wir seinen Tod verkünden, mitleiden.
Das Schlussgebet entspricht der alten Postcommunio für den achten Sonntag nach Pfingsten z.B. im „Missel de Paris“ oder im „Eucologe de Lisieux“, während die Secreta im alten Missale Romanum nur der Anfang gleich istt:
Sit nobis, Domine, reparatio mentis et corporis caeleste mysterium: ut, cuius exsequimur cultum, sentiamus effectum
Übersetzung
Sei uns, Herr, das himmlische Mysterium Erneuerung des Geistes und des Körpers, damit wir [dessen] Wirkung erfahren, wessen Anbetung wir vollziehen.
Die französische (und aktuelle) Version ist wohl durch die seinerzeit für besagten Sonntag vorgesehene Epistel (Röm 8, 12-17) beeinflusst, die endet mit: „ …Miterben Christi, wenn wir mit ihm leiden, um mit ihm auch verherrlicht zu werden“.

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, in der Feier der Eucharistie haben wir den Tod des Herrn verkündet. Dieses Sakrament stärke uns an Leib und Seele und mache uns bereit, mit Christus zu leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen.
Vergleich
  • Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • das himmlische Mysterium ⇒ dieses Sakrament
  • sei uns Erneuerung des Geistes und des Körpers ⇒ stärke uns an Leib und Seele
  • damit wir dessen Miterben in Herrlichkeit sind ⇒ damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit gelangen
    Die genannte Perikope zielt darauf hinaus, dass wir nicht den Geist von Sklaven empfangen haben, die unter dem Gesetz stehen, sondern den Geist der Kinder, so dass wir Erben Gottes und Miterben Christi sind. Dass im DM das „Miterben“ (das Schlüsselwort, auf das die Lesung hinausläuft) rausfällt, ist doch arg unglücklich.
  • indem wir seinen Tod verkünden ⇒ in der Feier der Eucharistie haben wir den Tod des Herrn verkündet
    Im Original ist das Mitleiden die Verkündigung des Todes, im DM an eine andere Stelle verschoben lediglich der Messbesuch. Wie auch im Gabengebet geht es in den Originalgebeten um das eigene Leben, das durch das Messopfer beeinflusst wird; im DM bleibt, was in der Kirche passiert, auch in der Kirche.

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