Samstag, 28. September 2019

unter der Engel treuen Wacht tapfer weitergehen

Aus dem alten „Michaelis“ am (morgigen) 29. September [genauer: In dedicatione St. Michaelis Archangeli, was sich auf den Weihetag der Michaelskirche an der Via Salaria in Rom bezieht], welches das Fest des hl. Erzengels Michael und aller Engel war, ist im neuen Kalender „Michael, Gabriel, Rafael (Erzengel)“ geworden. Die Gebete konnten aber weitgehend recyclet werden. Sie lauten:

Tagesgebet
Deus, qui, miro ordine, Angelorum ministeria hominumque dispensas: concede propitius; ut, a quibus tibi ministrantibus in caelo semper assistitur, ab his in terra vita nostra muniatur.
Übersetzung
Gott, der du in wunderbarer Ordnung die Dienste von Engeln und Menschen einteilst: gewähre gnädig, dass von denen, die dir im Himmel dienen, immer unterstützt, auf Erden unser Leben geschützt werde.
Falls durch die sehr originalnahe Wortstellung der Inhalt unzureichend deutlich gemacht wird: Die Engel mögen, wie sie im Himmel, wo sie Gott dienen, uns durch ihre Gebete unterstützen, so auch auf Erde unser Leben beschützen.
Das Tagesgebet ist identisch mit der alten Oratio zu Michaelis.

Deutsches Messbuch
Gott, du ordnest alles mit Macht und Weisheit; Engeln und Menschen teilst du ihre Dienste zu. Gib, dass die Macht des Bösen nicht überhand nimmt, sondern sende deine heiligen Engel, die im Himmel vor dir stehen, in diese Welt, damit sie uns vor allem Unheil schützen.
Vergleich
  • in wunderbarer Ordnung ⇒ du ordnest alles mit Macht und Weisheit
  • gewähre gnädig ⇒ gib
  • die dir im Himmel dienen ⇒ die im Himmel vor dir stehen
  • von denen immer unterstützt ⇒ dass die Macht des Bösen nicht überhand nimmt
  • auf Erden ⇒ sende deine heiligen Engel in diese Welt
  • unser Leben geschützt werde ⇒ damit sie uns vor allem Unheil schützen
Man weiß wieder nicht, ob die Fantasie mit dem DM-„Übersetzer“ durchgegangen ist, oder ob in der ersten Auflage des Reformmissale tatsächlich von der überhand nehmenden Macht des Bösen die Rede war …

Gabengebet
Hostias tibi, Domine, laudis offerimus, suppliciter deprecantes: ut easdem, angelico ministerio in conspectum tuae maiestatis delatas (alt: angelico pro nobis interveniente suffragio), et placatus accipias, et ad salutem nostram provenire concedas.
Übersetzung
Opfer des Lobes bringen wir dir, Herr, dar, demütig bittend, dass du dieselben, durch den engelischen Dienst vor das Angesicht deiner Majestät getragen (alt: während die engelische Fürsprache für uns vermittelt), sowohl versöhnt annimmst als auch zu unserem Heil werden lässt.
Das Gabengebet entspricht im Wesentlichen der Sekreta von Michaelis, bis auf die farblich gekennzeichnete Stelle. Zur Version aus dem Reformmissale vergleiche die Bitte zum Abschluss des Hochgebets: „befiehl, dass diese [Gaben] durch die Hand deines heiligen Engels auf deinen himmlischen Altar getragen werden, vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät“.

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, wir bringen unsere Gaben dar für das Opfer des Lobes. Lass deine Engel sie vor dein Angesicht tragen, nimm sie gnädig an und schenke uns durch sie dein Heil.
Vergleich
  • Opfer des Lobes bringen wir dir dar ⇒ wir bringen unsere Gaben dar für das Opfer des Lobes
  • demütig bittend, dass du dieselben ⇒ lass sie
  • durch den engelischen Dienst ⇒ deine Engel
  • vor das Angesicht deiner Majestät ⇒ vor dein Angesicht
  • [sie] zu unserem Heil werden lässt ⇒ schenke uns durch sie dein Heil
Schlussgebet
Pane cælésti refécti, súpplices te, Dómine, deprecámur, ut, eius fortitúdine roboráti, sub Angelórum tuórum fidéli custódia, fortes, salútis progrediámur in via.
Übersetzung
Durch das himmlische Brot gesättigt* flehen wir demütig dich, Herr, an, damit wir - durch seine Stärke** gekräftigt - unter der treuen Wacht deiner Engel tapfer** auf dem Weg des Heils weitergehen.
* refecti kann „gesättigt“ und „erneuert“ heißen – beides passt hier
** Ein Wortspiel: die Stärke (fortitudo) ist das Substantiv zu tapfer (fortis). Allerdings ist die Aussage „durch seine Stärke gekräftigt“ redundant zu „durch das himmlische Brot gesättigt/erneuert“, was die Eleganz vermindert.

Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt. Lass uns in der Kraft dieser Speise und unter dem Schutz der heiligen Engel auf dem Weg des Heiles voranschreiten.
Das „tapfer“ entfällt im DM leider.

Das Schlussgebet ist aus bekannten Bruchstücken anderer Gebete zusammengesetzt.

Die alte Postcommunio zu Michaelis war:
Beati Archangeli tui Michaelis intercessione suffulti: supplices te, Domine, deprecamur; ut, quod ore prosequimur, contingamus et mente.
Übersetzung
Durch deines seligen Erzengels Michael Vermittlung unterstützt, flehen wir demütig dich, Herr, an, dass was wir mit dem Munde ehren*, auch mit dem Geiste erreichen*.
*Das prosequi kann neben „ehren“ auch „verfolgen“ bedeuten, wie das „contingere“ neben „erreichen“ auch „kosten, probieren“. Was wir also durch unseren Lobpreis zu erreichen streben, mögen wir [einst] auch tatsächlich kosten; was einen Rückbezug auf das tatsächliche Schmecken der himmlichen Gaben bringt.

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