Dienstag, 10. September 2019

Zum Fürbittdienst abgestellt

Wenn man im Sacramentarium Leonianum vorne [d.h., da erhaltene Manuskipte mitten im Satz irgendwo im April anzufangen scheinen, am ersten vollständigen Tag] zu lesen anfängt, findet man dort für den 7. April fünf Gebete und [wie anscheinend jeden Tag] einen Einschub für die Präfation, die etwa bedeuten:
Zeige uns, Herr, deine Barmherzigkeit, durch die Fürbitten deiner Heiligen erfleht, und die du eingeteilt hast, unsere Vermittler zu sein: mach dass sie sowohl deine Größerheit* beständig inständig bitten als auch durch ihre Bitten Heilbringendes für uns erlangen.
* Majestät

Gott, der du – durchschauend, dass wir nicht fähig sind, deine Großartigkeit*, wie es würdig ist, inständig zu bitten – uns Schutz und Hilfe** derer, die dir wohlgefällig waren, gespendet*** hast: gewähre, dass wir durch ihre Bitten unterstützt werden, deren Beistand du uns mitleidig vorgesehen**** hast.
* Magnifizenz, wohl – wie Majestät auch Herrlichkeit bedeutend – ebenso als Anrede Gottes gebraucht
** Schutz und Hilfe = praesidia
*** wie man ein Sakrament spendet oder einen Segen erteilt
**** von der göttlichen Vorsehung gesagt (in beiden Bedeutungen: sieht vorher und sorgt für das Nötige)

Erhöre, Herr, dein Volk, mit der Vertretung* deiner Heiligen bei dir bittend, und verleihe, dass wir uns über Frieden des zeitlichen Lebens freuen und die Grundlage des ewigen [Lebens] erlangen.
* Patrocinium: wie die anwaltliche (oder schutzherrliche) Vertretung

Sei nahe*, unser Gott, deinen Knechten, und beachte - durch die Sühne deiner Heiligen versöhnt – unsere Opfer, damit was unsere Zuverlässigkeit** nicht verdient, das fromme Bittgesuch annehmbar mache.
* adesto: steh bei (sowohl wie danebenstehen als auch helfen), komme hinzu (bei antiken Göttern auch: erscheine! – Das scheint mir aber zu sehr an Geisterbeschwörung zu grenzen.)
** Über das Wort fiducia im Gebrauch der Kirchenväter und frühen Liturgien kann man offensichtlich eine eigene Abhandlung schreiben, die den juristischen Gebrauch des Wortes (Überlassung eines Eigentums auf Treu und Glauben) wie die spirituelle Dimension (Augustins „süße Armut“, die daraus resultiert, dass wir unser ganzes Vertrauen [die fiducia eben] auf Gott setzen) berücksichtigt. Das christliche Vertrauen (eben nicht nur: Hoffnung) auf die Auferstehung der Toten begründet die „Entfaltung der Seele“, deren geistliches Leben. Deshalb müsse man fiducia im christlichen Kontext als „Zuverlässigkeit“ wiedergeben, im Hinblick auf die Verpflichtung der Seele gegenüber Gott auf der Grundlage der beiden Testamente.

Gib uns, Herr, die Wirkung deiner Güte*, und während deine Heiligen empfehlen, blicke gnädig auch auf unsere Gaben.
* Insgesamt also: sei gütig, aber eben feierlicher gesagt.

Und für die Präfation
Wahrhaft würdig … Denn deines Werks und deiner Güte [Folge] ist, dass der unzählbaren Menge deiner Heiligen nicht nur an deinen Sohn, unseren Herrn, glauben, sondern sogar für ihn leiden zu können geschenkt ist, damit die der Glaube gerechtfertigt hat, auch [ihr] Ende verherrliche.
Selbst wenn man annähme, Papst Leo habe im 5. Jhd. aus dem Nichts die liturgischen Bücher geschaffen (was wohl nicht der Fall ist), hat die Kirche mindestens 1400 Jahre auf diese Art gebetet. Aber schwupps, weg ist 😢

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