Dienstag, 24. September 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (4)

Der zweite Teil von Papst Innozenz’ III. Erklärung der bischöflichen Gewändern, in der Reihenfolgen, wie sie angelegt werden:

[Fortsetzung von hier]

„Weil die meisten Menschen, was sie Gutes tun, durch eitle Gunst wieder verderben, so bekleidet der Bischof alsbald seine Hände mit den Handschuhen, damit die Linke nicht wisse, was die Rechte tue.* Ganz zweckmäßig wird daher durch die Handschuhe die Behutsamkeit angedeutet, welche öffentlich dergestalt handelt, dass sie die Absicht im Dunklen lässt. Denn obwohl der Herr gesprochen hat: ‚Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen’** (weswegen die Handschuhe oben einen goldenen Kreis haben) – so hat er dennoch befohlen: ‚Habt acht, dass ihr euer Rechttun nicht vor den Menschen übet, um von ihnen gesehen zu werden, sonst werdet ihr keinen Lohn haben bei eurem Vater, der im Himmel ist.’***“
* Mt 6, 3
** Mt 5, 16
*** Mt 6, 1

„Zuletzt zieht er über alle Kleidungsstücke das Messgewand, welches die Liebe bezeichnet. Denn ‚die Liebe deckt der Sünden Menge;’* worüber der Apostel sagt: ‚Einen andern, weit vorzüglicheren Weg werde ich euch zeigen; wenn ich mit Menschen und mit Engelszungen reden könnte, hätte aber die Liebe nicht so wäre ich gleich einen tönenden Erz, einer klingenden Schelle.’** Die Liebe ist jenes Hochzeitskleid, von welchem in dem Evangelio der Herr spricht: ‚Freund, wie bist du hier hineingekommen, da du kein Hochzeitskleid trägst?’*** – Dass der Amict über der Öffnung des Messgewandes zurückgeschlagen wird, deutet darauf hin, dass jedes gute Werk zu der Liebe in Beziehung stehen müsse; denn das Endziel des Gesetzes ist die Liebe aus reinem Herzen, mit gutem Gewissen, in ungefälschter Treue****. Dass aber durch das Ausstrecken der Hände das Messgewand in einen vorderen und einen hinteren Teil geschieden wird, bezeichnet die beiden Zweige der Liebe, diejenige gegen Gott nämlich, die gegen den Nächsten. ‚Du sollst – heißt es – Gott lieben von ganzem Herzen, den Nächsten aber wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.’*5 Die Weite des Messgewandes bezeichnet die weite Ausdehnung der Liebe, die auch auf die Feinde sich erstreckt. Daher es heißt: ‚Dein Gebot ist nur allzuweit.’*6“
* 1. Petr 4, 8 (Spr 10,12 zitierend)
** 1. Kor 12, 31f.
*** Mt 22, 12
**** 1. Tim 1, 5 (vgl. a. Röm 13, 10)
*5 Mt 22, 37-40
*6 Ps 119, 96

„Weil aber auch die bemessensten und dem göttlichen Dienste ergebensten Gemüter etwas Ungeahntes beschleichen mag, was bisweilen die zum Schlummer geneigte Seele einschläfern kann (nach des Psalmisten Wort: ‚aus langer Weile schlummerte meine Seele’*), wird an die Linke eine Art Tüchlein befestigt, Manipel oder Schweißtuch genannt, weil damit der Schweiß des Gemüts abgetrocknet, der Schlummer des Herzens verscheucht wird, dass unter Verscheuchung der Langweile oder der Schlaftrunkenheit der Priester wackerer sei zu guten Werken. Durch das Manipel wird daher jene Wackerheit bezeichnet, von der der Herr sagt: ‚Wachet, weil ihr nicht wisst, zu welcher Stunde euer Herr kommen wird.’** Darum sagt im Hohelied die Braut: ‚Ich schlafe, aber mein Herz ist wach.’***“
* ???
** Mk 13, 35
*** Hld 5, 2

„Die Mitra des Oberpriesters bezeichnet die Kenntnis beider Testamente, durch die beiden Hörner angedeutet, wie der Buchstabe und der Geist durch die beiden Bandstreifen; der goldene Reif, der den vorderen und hinteren Teil umfasst, zeigt an, dass jeder Gelehrte aus seinem Schatz Neues und Altes hervorbringt.* Hüte sich darum ein Bischof, eher Lehrer sein zu wollen, das er Schüler zu sein versteht, damit wenn er als Blinder den Blinden leiten soll, Beide in die Grube fallen.** Denn es steht geschrieben bei dem Propheten: ‚Weil du das Wissen verschmäht hast, will ich auch die verschmähen, dass du nun nicht das priesterliche Amt verwalten sollst.’***“
* Mt 13, 52
** Mt 15, 14; Lk 6, 39
*** Paraphrase von 1. Sam 2, 27-36? Wörtlich finde ich das so nicht.

„Der Ring ist das Wahrzeichen der Treue, in welcher Christus seine Braut, die Kirche, sich verlobte, dass sie von sich sagen mochte: ‚Mit seinem Ring hat mich mein Herr, d.i. Christus, sich verlobt.’* Hüter und Lehrmeister der Kirche sind die Bischöfe und Prälaten, die zu dessen Zeichen und Zeugnis den Ring tragen. … Einene solchen Ring reichte der Vater dem zurückgekehrten Sohn, nach jenem Wort: ‚Gebt ihm einen Ring an seinen Finger’**“
* Aus dem Ritus der Jungfrauenweihe, wo die Ordensfrau an einer Stelle antwortet: Durch seinen Ring hat mich der Herr Jesus mit seinem Mahlschatze verlobt, und als Braut mit der Krone geschmückt.
[Der Mahlschatz bezeichnete im älteren deutschen Recht ein Angeld des Bräutigams an die Braut.]
** Lk 15, 22

„Der Stab bezeichnet die Zurechtweisung durch den Hirten. Deshalb wird dem zu Weihenden durch den Weihenden gesagt: ‚Nimm den Hirtenstab.’ Hiervon spricht der Apostel: ‚Soll ich mit der Rute zu euch kommen?’* Dass aber der Stab spitz ist am Ende, gerade in der Mitte, gekümmt zuoberst, weist darauf, dass der Oberpriester mittelst desselben die Trägen anspornen**, die Schwachen lenken, die Abschweifenden zurückziehen soll. Der Papst aber bedient sich des Hirtenstabes nicht, weil der heilige Petrus seinen Hirtenstab dem ersten Bischof von Trier, Eucharius, übersandte, den er zugleich mit Valerius und Maternus bestimmte, dem Volke in Deutschland das Evangelium zu verkünden. Jenem aber folgte an dem Bistum Maternus, der durch den Hirtenstab des heiligen Petrus von dem Tod erweckt worden war. Diesen Stab bewahrt die Kirche von Trier heutzutage noch mit großer Ehrerbietung.“
* 1 Kor 4, 21
** vgl. Ez 34, 16

Fortsetzung hier

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