Montag, 30. September 2019

eine süße und lebendige Zuneigung verliehen

Die Kirche gedenkt des Priesters und Kirchenlehrers Hieronymus im neuen wie im alten Kalender am 30. September. Das Deutsche Messbuch nutzt die Gelegenheit, sich erneut meinen Zorn zuzuziehen.

Tagesgebet
Deus, qui beáto Hierónymo presbýtero suávem et vivum Scriptúræ Sacræ afféctum tribuísti, da, ut pópulus tuus verbo tuo ubérius alátur, et in eo fontem vitæ invéniat.
Übersetzung
Gott, der du dem seligen Priester Hieronymus eine süße und lebendige Zuneigung zur Heiligen Schrift verliehen hast, gib, dass dein Volk durch dein Wort reichlich genährt wird und in ihm die Quelle des Lebens findet.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast den heiligen Hieronymus mit leidenschaftlicher Liebe zur Heiligen Schrift erfüllt. Öffne auch unser Herz für dein Wort, damit wir darin die Quelle des Lebens finden.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • dem seligen Priester Hieronymus verliehen ⇒ den heiligen Hieronymus erfüllt
  • eine süße und lebendige Zuneigung verliehen ⇒ mit leidenschaftlicher Liebe erfüllt
    Es ist schon erstaunlich, welcher Reichtum im Original im DM immer wieder auf dieselben zehn Wörter abgebildet wird.
  • gib, dass dein Volk durch dein Wort reichlich genährt wird ⇒ öffne auch unser Herz für dein Wort
    Das DM erinnert mich an meine damals einjährige Tochter, die durch den Brei auch nicht genährt werden konnte, sondern erstmal ausführlich gebeten werden musste, überhaupt den Mund zu öffnen. Für das angezielte Klientel des DM gilt wohl das Apostelwort „Milch gab ich euch zu trinken statt fester Speise; denn diese konntet ihr noch nicht vertragen. Ihr könnt es aber auch jetzt noch nicht“ (1 Kor 3, 2). Es sollte aber vor dem Beschreiten des „verbindlichen synodalen Weges“ noch die Warnung gehört werden: „Jeder, der noch mit Milch genährt wird, ist unerfahren im richtigen Reden; er ist ja ein unmündiges Kind“ (Hebr 5, 13).
Gabengebet
Tríbue nobis, Dómine, ut, exémplo beáti Hierónymi, verbum tuum meditáti, ad salutárem hóstiam maiestáti tuæ offeréndam prómptius accedámus.
Übersetzung
Verleihe uns, Herr, dass wir, nach dem Beispiel des selige Hieronymus dein Wort betrachtend, zum heilbringenden Opfer, das wir darzubringen im Begriff sind*, entschlossener herantreten.
* für „heilbringendes darzubringendes Opfer“

Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, lass uns dem Beispiel des heiligen Hieronymus folgen und dein Wort immer neu bedenken, damit wir mit umso größerer Bereitschaft an deinen Altar treten, um das heilbringende Opfer zu feiern.
Anmerkung
Bis auf die Einfügung des Altars, an den statt zum Opfer herangetreten wird, ist das DM eigentlich korrekt (wenn man „mit größere Bereitschaft“ statt „entschlossener“ gelten lassen will).
Schlussgebet
Sancta tua quæ súmpsimus, Dómine, de beáti Hierónymi celebritáte lætántes, tuórum éxcitent corda fidélium, ut, sacris inténta doctrínis, intéllegant quod sequántur, et sequéndo vitam obtíneant sempitérnam.
Übersetzung
Deine heiligen [Gaben], die wir empfangen haben, Herr, uns über das Fest des seligen Hieronymus freuend, mögen die Herzen deiner Gläubigen anfachen, damit sie, auf die heiligen Lehren merkend, verstehen, was sie befolgen, und durch das Befolgen das ewige Leben erlangen.
Deutsches Messbuch
Barmherziger Gott, am Gedenktag des heiligen Hieronymus haben wir deine Gaben empfangen. Lass uns in ihrer Kraft willig auf dein Wort hören und es verstehen, es in die Tat umsetzen und so zu dir gelangen.
Vergleich
  • deine heiligen [Gaben], die wir empfangen haben ⇒ wir haben deine Gaben empfangen
    Im Original sind die heiligen [Gaben] Subjekt, im DM „wir“.
  • Herr ⇒ barmherziger Gott
  • uns über das Fest des seligen Hieronymus freuend ⇒ am Gedenktag des heiligen Hieronymus
    Das Original hat eine Aussage über die Disposition der Betenden, das DM eine Datumsangabe.
  • [die Gaben] mögen die Herzen deiner Gläubigen anfachen ⇒ lass uns in ihrer Kraft
    Das Original setzt die Aussage über die Gaben in einer Bitte fort; das DM kommt zu einem anderen Thema („uns“) – und „übersetzt“ „die Herzen deiner Gläubigen anfachen“ wie so vieles als „Kraft“. Enttäuschend.
  • damit sie [die Herzen der Gläubigen], auf die heiligen Lehren merkend, verstehen ⇒ willig auf dein Wort hören und es verstehen
    Das „merken“ als „willig hören“ wiedergegeben wird, mag angehen (auch wenn es wieder auf ein Schmalspurvokabolarium zurückgreift), aber das „die heiligen Lehren“ wie so vieles „dein Wort“ wird, ist wieder so – ausdrucksvielfalteinebnend.
  • was sie befolgen ⇒ es in die Tat umsetzen
    Im Original werden die heiligen Lehren zuerst befolgt und dann (nachdem die Gaben die Herzen angefacht haben) verstanden, im DM kommt erst das Verstehen, dann das „Umsetzen“ (also nicht einfach „befolgen“, was vorgeschrieben ist, sondern „umsetzen“, was davon verstanden wurde).
  • und durch das Befolgen das ewige Leben erlangen ⇒ und so zu dir gelangen
    Im Original wird nochmal das Befolgen betont, durch das man das ewigen Leben zu erlangen hofft, im DM bezieht sich das „so“ wohl auf die Abfolge hören-verstehen-umsetzen; aber es möchte ja auch nur „zu dir gelangen“. Bei-Gott-sein empfehlen führende Heilige als Alltagshaltung, nicht als Endziel, übrigens.
Früher betete die Kirche zu dieser Gelegenheit:

 Oratio
Deus, qui Ecclesiae tuae in exponendis sacris Scripturis beatum Hieronymum, Confessorem tuum, Doctorem maximum providere dignatus es: praesta, quaesumus; ut, eius suffragantibus meritis, quod ore simul et opere docuit, te adiuvante, exercere valeamus.
Übersetzung
Gott, der du deiner Kirche zur Auslegung der Heiligen Schrift den seligen Hieronymus, deinen Bekenner, als größten Gelehrten vorzusehen geruht hast: gewähre, bitten wir, dass wir, durch seine fürsprechenden Verdienste, was er mit dem Mund und zugleich auch durch [sein] Tun gelehrt hat, mit deiner Hilfe, auszuführen vermögen.
Secreta
Donis caelestibus da nobis, quaesumus, Domine, libera tibi mente servire: ut munera, quae deferimus, interveniente beato Hieronymo Confessore tuo, et medelam nobis operentur, et gloriam.
Übersetzung
Durch die himmlischen Gaben gib uns, bitten wir, Herr, dir mit freiem Geist zu dienen, damit die Gaben, die wir darbringen, durch Vermittlung des seligen Hieronymus, deines Bekenners, sowohl als Heilmittel uns wirken als auch zur Ehre.
Postcommunio
Repleti alimonia caelesti, quaesumus, Domine: ut, interveniente beato Hieronymo Confessore tuo, misericordiae tuae gratiam consequi mereamur.
Übersetzung
Gesättigt von himmlischer Nahrung, bitten wir, Herr: dass wir, durch Vermittlung des seligen Hieronymus, deines Bekenners, die Gnade deiner Barmherzigkeit zu erlangen verdienen.

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