Samstag, 21. September 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (3)



In seiner Erklärung der „Geheimnisse des Altarsakraments“ kommt Papst Innozenz sodann zu den Vorbereitungen zur Messe, d.h. den Gebeten und Gewändern.

[Der Anfang des Buches: Teil 1, Teil 2]

Vorbereitung zur Messe
„Wenn der Bischof im Begriff steht, feierliche Messe zu halten, so lässt er einige Psalmen und Gebete vorangehen, wie denn der Psalmist auffordert: ‚Lasst uns mit Dank vor Sein Angesicht treten und in Psalmen Ihm lobsingen!’* Er spricht aber die folgenden fünf Psalmen: Quam dilecta**, Benedixisti***, Inclina****, Credidi*5, De profundis*6; er spricht sie, damit alles Unreine, was durch Übertretung den fünf Sinnen nach ihm ankleben möchte, durch das Gebet der fünf Psalmen abgewaschen werde.
Auch ist in denselben Verschiedenes enthalten, was sich auf diejenigen, die das Altarsgeheimnis und das Sakrament der Eucharistie feiern wollen, unmittelbar bezieht. Im ersten dieser Psalme heißt es: ‚Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn, nach Deinen Altären, Herr der Heerscharen, mein König und mein Gott. Herr, Gott der Heerscharen, erhöre mein Gebet; Gott Jakobs, neige Deine Ohren zu demselben. Gott, unser Beschützer, sieh mich gnädig an, blicke auf das Antlitz Deines Gesalbten.’ – Im zweiten heißt es: ‚Gott, unser Heil, bekehre uns, und wende von uns Deinen Zorn. Willst du ewiglich mit uns zürnen? Zeige uns, Herr, Deine Barmherzigkeit und schenke uns Dein Heil! Ist doch denen, die Ihn fürchten, Seine Hilfe nahe; dass Seine Herrlichkeit in unserm Lande wohne.’ – Im dritten: ‚Vernimm, o Herr, mit Deinen Ohren mein Gebet, und neige Dich zu der Stimme meiner Fürbitte. Alle Völker, die Du erschaffen hast, sollen kommen und anbeten vor Dir, Herr. Ich will Dich, Herr, mein Gott, bekennen von ganzem Herzen, und Deinen Namen preisen in alle Ewigkeit.’ – Im vierten: ‚Ich will den Kelch des Heils nehmen und den Namen des Herrn anrufen. Du hast, Herr, meine Bande zerrissen, ich will Dir das Opfer des Lobes opfern und den Namen des Herrn anrufen. Ich will meine Gelübde darbringen dem Herrn im Angesicht des gesammelten Volkes, in den Vorhöfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem!’ -  Im fünften: ‚Lass Deine Ohren aufmerken auf die Stimme meines Flehens. Meine Seele harrte Seines Wortes, meine Seele hoffte auf den Herrn. Denn beim Herrn ist Erbarmen, und bei Ihm reichliche Erlösung.’ – Die Gebete aber, welche der Bischof beifügt, haben offenbar den Zweck, Reinheit und Kräftigung des Herzens und des Körpers zu erflehen.“
* Ps 95 (94), 2
** Ps 84 (83)
*** Ps 85 (84)
**** Ps 86 (85)
*5 Ps 116, 10-19 (115)
*6 Ps 130 (129)

Anlegen der Gewänder
„Die Albe schmiegt sich den Gliedern des Körpers an und zeigt, dass im Leben des Priesters nichts Überflüssiges oder Abschweifendes sein soll. Ihre weiße Farbe bezeichnet die Reinheit. Denn es steht geschrieben: ‚Jederzeit seien deine Kleider weiß.’* Sie wird von Flachs oder von Leinen gefertigt, weil geschrieben steht: ‚weißer Flachs ist die Rechtfertigung der Heiligen.’** Denn wie Flachs oder Leinen die weiße Farbe, die sie von Natur nicht haben, durch vieles Schlagen und Klopfen künstlich gewinnt, so wohnt in des Menschen Fleisch die Reinheit nicht von Natur, sondern er erlangt dieselbe nur nach vieler Kasteiung durch die Gnade. Daher der Apostel verlangt, dass der Priester „seinen Leib kasteie und dienstbar mache, damit er nicht etwa, indem er anderen predige, selbst verworfen werde.’***“
* Pred 9, 8
** Offb 19,8
*** 1. Kor 9, 27

„Um die Lenden soll die Albe mittelst des Gürtels festgemacht werden, dass die Keuchheit des Priesters durch keine Reize der Begierlichkeit gelöst werde. Daher: ‚Eure Lenden seien gegürtet und in euren Händen brennende Kerzen.’* Die Lenden sind der Sitz der Wollust. Das bezeugt der Herr, wenn er vom Teufel sagt: ‚Seine Kraft ist in seinen Lenden und seine Stärke in seinem Bauchnabel.’** Die Lenden sollen also gegürtet sein der Selbstbeherrschung wegen, sie sollen unterbunden sein der Enthaltsamkeit wegen, weil diese Art von Teufeln nicht anders ausgetrieben wird als durch Gebet und Fasten ***. Deswegen sagt der Apostel: ‚Steht, die Lenden gegürtet in Wahrheit.’****“
* Lk 12, 35
** Hiob 40, 16
*** vgl. Mk 9, 29
**** Eph 6, 14

„Sodann zieht der Oberpriester [der Bischof] die Tunika, den Talar, an, der die Beharrlichkeit bezeichnet. … Ob auch sämtliche Tugenden in die Laufbahn eintreten, nur die Beharrlichkeit gewinnt das Kleinod*, weil ‚wer bis ans Ende verharret, selig werden wird.’** Das das Gebot ergeht: ‚Sei treu bis in den Tod, und Ich will dir die Krone des Lebens geben.’***“
* vgl. 1 Kor 9, 24
** Mt 10, 22
*** Offb 2, 10

„Über die Tunika legt der Bischof die Dalmatika, so genannt, weil sie in Dalmatien erfunden wurde. Ihrer Gestalt nach deutet sie auf Freigebigkeit, weil sie weite und lange Ärmel hat. Denn nach dem Apostel ‚soll der Bischof nicht nach schändlichem Gewinn trachten, sondern gastfreundlich sein.’* Er soll nicht die Hand eingezogen haben zum Empfangen, sondern gestreckt zum Hergeben und tun, was der Prophet anbefiehlt: ‚Dem Hungernden brich dein Brot, den Dürftigen und Umherziehenden führe in dein Haus; wenn du einen Nackenden siehest, so bekleide ihn, und verachte nicht dein Fleisch.’** Deswegen vornehmlich bedienen sich die Diakonen der Dalmatika, weil sie von dem Apostel dazu hauptsächlich erwählt wurden, dass sie pflichtgemäß andere bei Tische bedienten. Die Dalmatika soll wesentlich auf der einen und auf der anderen Seite, vorne und hinten, zwei rote Streifen haben von oben bis unten, damit der Priester in Glück und Unglück die Glut der Liebe bewahre gegen Gott und den Nächsten, nach dem Gebot des Alten und Neuen Testaments: ‚Du sollst lieben Gott, deinen Herren, von ganzem Herzen, und deinen Nächsten wie dich selbst.’*** Deswegen schreibt Johannes: ‚Geliebteste! nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, welches ihr hattet von Anfang an’**** und abermals: ‚Ein neues Gebot erlasse ich euch’*5 usw. An der linken Seite pflegte die Dalmatika Säume zu haben; bezeichnend die Sorgen des tätigen Lebens, welche der Bischof um die ihm Untergebenen tragen soll; gemäß dem, was der Apostel sagt: ‚Außer dem, was innerhalb ist, mein tagtägliches Angegangen werden, die Obsorge um alle Kirchen.’*6
* Tit 1, 7f.
** Jes 58, 7
*** Mt 22, 37-39
**** 1. Joh 2, 7
*5 1. Joh 2, 8
*6 2. Kor 11, 28

Fortsetzung hier

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