Samstag, 30. November 2019

nachdem die Gaben überreicht und angenommen wurden

Am 30. November gedenkt die Kirche des Petrusbruder, also des Apostels Andreas, mit folgenden Gebeten:

Tagesgebet
Maiestátem tuam, Dómine, supplíciter exorámus, ut, sicut Ecclésiæ tuæ beátus Andréas apóstolus éxstitit prædicátor et rector, ita apud te sit pro nobis perpétuus intercéssor.
Das Gebet entspricht der alten Oratio zum Fest.

Übersetzung
Deine Majestät, Herr, rufen wir demütig an, dass der selige Apostel Andreas so, wie er deiner Kirche ein Prediger und Leiter war, uns bei dir fortwährender Vermittler sei.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast deiner Kirche den heiligen Apostel Andreas als Boten des Glaubens und als Hirten gegeben. Erhöre unser Gebet und gib, dass auch die Kirche unserer Tage die Macht seiner Fürsprache erfahre.
Vergleich
  • deine Majestät rufen wir demütig an, dass ⇒ erhöre unser Gebet und gib, dass
  • Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • wie er deiner Kirche war ⇒ du hast deiner Kirche gegeben
    Wenigstens (hier noch) kein „geschenkt“.
  • ein Prediger und Leiter ⇒ als Boten des Glaubens und als Hirten
  • so uns ⇒ auch die Kirche unserer Tage
    Bei solchen Formulierungen rollen sich mir die Zehennägel auf.
  • bei dir fortwährender Vermittler sei ⇒ die Macht seiner Fürsprache erfahre
    In manchen Gebeten steht tatsächlich Ähnliches wie in der DM-Phrase. Hier aber nicht.
Gabengebet
Concéde nobis, omnípotens Deus, ut his munéribus, quæ in beáti Andréæ festivitáte deférimus, et tibi placeámus exhíbitis, et vivificémur accéptis.
Das Gebet wurde im alten Messbuch beim Gedenken der Heiligen Nazarius und Celsus (Martyrer), Victor I (Papst und Martyrer) sowie Innozenz I (Papst und Bekenner) am 28. Juli verwendet.

Übersetzung
Gewähre uns, allmächtiger Gott, dass wir, nachdem diese Gaben, die wir am Festtag des seligen Andreas herbeibringen, überreicht wurden, dir gefallen, und [dass wir, nachdem sie] angenommen wurden, belebt werden.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, am Fest des heiligen Andreas kommen wir mit unseren Gaben zu deinem Altar. Nimm in diesem Opfer auch uns an und schenke uns Leben aus dir.
Anmerkung
Das Original bittet um eine Kausalkette: Gaben überreichen → wir gefallen → Gaben werden angenommen → wir werden belebt. Das DM verkuddelmuddelt das.
Vergleich
  • diese Gaben, die wir herbeibringen ⇒ wir kommen mit unseren Gaben zu deinem Altar
    Im Original geht es um die Gaben, im DM um „Wir“.
  • nachdem [diese Gaben] überreicht und angenommen wurden ⇒ in diesem Opfer
    Kuddelmuddel. Oder Zeichen mangelnden Verständnisses. Erkennt das DM einen Ablativus absolutus, wenn es einen sieht?
  • gewähre uns, dass wir dir gefallen ⇒ nimm auch uns an
  • [dass wir] belebt werden ⇒ schenke uns Leben aus dir
    Natürlich.
Schlussgebet
Róboret nos, Dómine, sacraménti tui commúnio, ut, exémplo beáti Andréæ apóstoli, Christi mortificatiónem feréntes, cum ipso vívere mereámur in glória.
Das Gebet scheint neu und von 2 Kor 4, 10 inspiriert zu sein.

Übersetzung
Es stärke uns, Herr, die Vereinigung [Kommunion] deines Sakraments, damit wir, nach dem Beispiel des seligen Apostel Andreas, das Absterben Christi tragend, mit jenem zu leben verdienen in Herrlichkeit.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, stärke uns durch das Sakrament, das wir empfangen haben, damit wir nach dem Beispiel des heiligen Andreas Christus, dem Gekreuzigten, nachfolgen und mit ihm zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen.
Vergleich
  • [die Kommunion] stärke uns ⇒ stärke uns durch [das Sakrament]
    Im DM wird die Vereinigung vom Wirker zum Mittel.
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • die Vereinigung deines Sakraments ⇒ das Sakrament, das wir empfangen haben
    Standardphrasendrescherei
  • das Absterben Christi tragend ⇒ Christus, dem Gekreuzigten, nachfolgen
    Im Zusammenhang des Korintherbriefs meint dieser Ausdruck, in der Verfolgung nicht zu unterliegen. Auf den Heiligen Andreas bezogen: „Der Statthalter ließ Andreas geißeln und zu besonderer Pein und langsamem Tod an ein X-förmiges Kreuz binden. Zwei lange Tage hängend, predigte Andreas dem Volk, himmlisches Licht verhüllte den Sterbenden.“
    Die DMliche Formulierung lässt den Schriftvers nicht wiedererkennen und verliert in Gemeinplätzen den Anspruch, der im Beispiel des Tagesheiligen geboten wird.
  • zu leben verdienen in Herrlichkeit ⇒ zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen
    Der im Korintherbrief und im Original gesetzte, auf die Gläubigen bezogene Gegensatz „Absterben tragen“↔„leben“ wird im DM zu „dem Gekreuzigten“↔„Auferstehung“, was unabhängig von uns passiert und auch keinen Anspruch (welcher Art auch immer) an unserer eigenes Handeln stellt.

Nach der alten Ordnung betet man:

Oratio
s. Tagesgebet oben

Secreta
Sacrificium nostrum tibi, Domine, quaesumus, beati Andreae Apostoli precatio sancta conciliet: ut, in cuius honore solemniter exhibetur, eius meritis efficiatur acceptum.
Übersetzung
Unser Opfer vermittele dir, Herr, bitte, die heilige Fürbitte des seligen Apostel Andreas: damit es zu wessen Ehre es feierlich überreicht wird, durch dessen Verdienste angenehm gemacht werde.
Postcommunio
Sumpsimus, Domine, divina mysteria, beati Andreae festivitate laetantes: quae, sicut tuis Sanctis ad gloriam, ita nobis, quaesumus, ad veniam prodesse perficias.
Übersetzung
Empfangen haben wir, Herr, die göttlichen Mysterien, uns über den Festtag des seligen Andreas freuend: welche [Mysterien] du - wie deinen Heiligen zur Herrlichkeit - so uns, bitten wir, zur Verzeihung nützen lässt.

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