Freitag, 11. Oktober 2019

den die ganze Welt nicht faßt, schloss sich in deinem Leibe ein

Die Mutterschaft der seligen Jungfrau Maria wurde nach dem alten Kalender am 11. Oktober gefeiert; heutzutage muss der 1. Januar als ehemaliger Oktavtag von Weihnachten dafür herhalten.

Über die Mutterschaft Mariens lehrt das zweite Vatikanische Konzil in Lumen Gentium:
62. Diese Mutterschaft Marias in der Gnadenökonomie dauert unaufhörlich fort, von der Zustimmung an, die sie bei der Verkündigung gläubig gab und unter dem Kreuz ohne Zögern festhielt, bis zur ewigen Vollendung aller Auserwählten. In den Himmel aufgenommen, hat sie diesen heilbringenden Auftrag nicht aufgegeben, sondern fährt durch ihre vielfältige Fürbitte fort, uns die Gaben des ewigen Heils zu erwirken […]
63. Die selige Jungfrau ist aber durch das Geschenk und die Aufgabe der göttlichen Mutterschaft, durch die sie mit ihrem Sohn und Erlöser vereint ist, und durch ihre einzigartigen Gnaden und Gaben auch mit der Kirche auf das innigste verbunden. Die Gottesmutter ist, wie schon der heilige Ambrosius lehrte, der Typus der Kirche unter der Rücksicht des Glaubens, der Liebe und der vollkommenen Einheit mit Christus. Im Geheimnis der Kirche, die ja auch selbst mit Recht Mutter und Jungfrau genannt wird, ist die selige Jungfrau Maria vorangegangen, da sie in hervorragender und einzigartiger Weise das Urbild sowohl der Jungfrau wie der Mutter darstellt. Im Glauben und Gehorsam gebar sie den Sohn des Vaters auf Erden, und zwar ohne einen Mann zu erkennen, vom Heiligen Geist überschattet, als neue Eva, die nicht der alten Schlange, sondern dem Boten Gottes einen von keinem Zweifel verfälschten Glauben schenkte. […]
Bei dieser Gelegenheit betete die Kirche:

Oratio
Deus, qui de beatae Mariae Virginis utero Verbum tuum, Angelo nuntiante, carnem suscipere voluisti: praesta supplicibus tuis; ut, qui vere eam Genetricem Dei credimus, eius apud te intercessionibus adiuvemur.
Übersetzung
Gott, der du aus der seligen Jungfrau Mariens Gebärmutter dein Wort, während der Engel verkündigt, Fleisch anzunehmen bestimmt hast, gewähre deinen Demütigen, dass die wir glauben, dass sie wahrhaft Gottesgebärerin ist, durch ihre Vermittlung bei dir Hilfe erfahren.
Die Lesung zum Fest ist Eccli 24, 23-31 [in der Einheitsübersetzung Sir 24, 17-22], allerdings weicht der Vulgata-Text im Messbuch von der exakten Übersetzung des griechischen Originals ab, daher hier beide:

Wie ein Weinstock ließ ich Anmut [Süße des Duftes] sprießen, meine Blüten sind Frucht von Herrlichkeit und Reichtum [Ehre und Ehrbarkeit]. Ich bin die Mutter der schönen Liebe und der Furcht, der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung; doch ich werde mit allen meinen Kindern für immer gegeben nach seinem Wort. [In mir ist die Gnade jeden Weges und der Wahrheit, in mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend] Kommt zu mir, die ihr mich begehrt, und ihr sättigt euch an meinen Früchten! Denn die Erinnerung an mich [mein Geist] ist süßer als Honig und mein Erbteil besser als eine Honigwabe. [Mein Andenken reicht bis zu den fernsten Geschlechtern.] Die mich essen, werden weiterhin hungern, die mich trinken, werden weiterhin durstig sein*. Wer mir gehorcht, wird nicht beschämt, und die sich um mich mühen, werden nicht sündigen. [Die mich ans Licht heben, haben ewiges Leben.]

* Im biblischen Zusammenhang ist dies ein Text über die Weisheit; wer Weisheit kostet, verlangt nach mehr.

Alleluia, alleluia. V. Virgo Dei Genetrix, quem totus non capit orbis, in tua se clausit viscera factus homo. Alleluia
Halleluja, halleluja. Jungfrau Gottesgebärerin, den die ganze Welt nicht faßt, schloss sich in deinem Leibe ein und wurde Mensch*.
* eigentlich: Mensch geworden; hier wegen des Metrums umformuliert.

Secreta
Tua, Domine, propitiatione, et beatae Marias semper Virginis, Unigeniti tui Matris, intercessione, ad perpetuam atque praesentem haec oblatio nobis proficiat prosperitatem et pacem.
Übersetzung
Durch deine Huld und die Vermittlung der seligen allzeit jungfräulichen Maria, deines Einziggezeugten Mutter, nütze dieses Opfer uns zu ewigem und gegenwärtigen Wohlergehen und Frieden.
Antiphona ad Communionem
Beata viscera Marias Virginis, quae portaverunt aeterni Patris Filium.
Selig der Mutterleib der Jungfrau Maria, der trug des ewigen Vaters Sohn.

Postcommunio
Haec nos communio, Domine, purget a crimine: et, intercedente beata Virgine Dei Genetrice Maria, caelestis remedii faciat esse consortes.
Übersetzung
Diese Vereinigung [Kommunion] möge uns, Herr, reinigen von Schuld, und während die selige Jungfrau Gottesgebärerin Maria vermittelt, uns zu Teilhabern des himmlischen Lohnes machen.

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