Montag, 7. Oktober 2019

durch deiner allerheiligsten Gebärerin Gebete

Am 7. Oktober feiert die Kirche die selige Jungfrau Maria vom Rosenkranz. „Das Fest wurde von dem Dominikanerpapst Pius V. 1572 zur Erinnerung an den Sieg über die Türken in der Seeschlacht bei Lepanto (7. Oktober 1571) eingeführt.“ (Schott Messbuch)

Auffälliger Unterschied zwischen alten und neuen Gebeten ist, dass in den alten der Rosenkranz tatsächlich erwähnt wird, in den neuen (selbst wenn sie – unter Streichungen – alte weiterverwenden) nicht. Gemeinsam ist ihnen, dass der Geheimnisse, die im Rosenkranz bedacht und in der Messe gefeiert werden, Erwähnung getan wird.

Tagesgebet
Grátiam tuam, quǽsumus, Dómine, méntibus nostris infúnde, ut, qui, Angelo nuntiánte, Christi Fílii tui incarnatiónem cognóvimus, beáta María Vírgine intercedénte, per passiónem eius et crucem ad resurrectiónis glóriam perducámur.
Das Reformmissale setzt hier der Einfachkeit halber das Tagesgebet des vierten Advents (dessen Bezug zu Marienfesten durch die Verwendung im Angelus-Gebet gegeben ist).

Übersetzung
Deine Gnade, bitten wir, Herr, gieße unseren Herzen ein, damit wir, die durch den verkündigenden Engel Christi deines Sohnes Einfleischung* erkannt haben, während die selige Jungfrau Maria vermittelt, durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung geführt werden.
* Im Bestreben, ein die lateinische Fachsprache bewahrendes Kirchendeutsch zu verwenden, ist Incarnatio ganz Stück-für-Stück verdeutscht worden.

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt. Höre auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria und führe uns durch sein Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung.
Vergleich
  • bitten wir, Herr ⇒ allmächtiger Gott
  • durch den verkündigenden Engel ⇒ durch die Botschaft des Engels
    Original haben wir durch den Engel, im DM durch die Botschaft erkannt.
  • während die selige Jungfrau Maria vermittelt ⇒ höre auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria
    Ganz abgesehen davon, dass meine schulbuchmäßige Übersetzung sperrig und wenig dem guten Deutschgebrauch entsprechend ist, wird im Original die Vermittlung/Fürsprache der Gottesmutter als Verstärkung unserer Bitten gesehen; im DM meint man, Gott erst bitten zu müssen, dass er auf die Fürsprache Mariens hört. Völlige Umkehr der Machtverhältnisse.
  • damit wir durch … geführt werden ⇒ führe uns durch …
    Im Original führen Leiden und Kreuz, im DM sind sie zu Mitteln degradiert und Gott selbst muss um Führung angegangen werden.
Früher betete man:
Oratio (1962)
Deus, cuius Unigenitus per vitam, mortem et resurrectionem suam nobis salutis aeternae praemia comparavit: concede, quaesumus; ut, haec mysteria sacratissimo beatae Mariae Virginis Rosario recolentes, et imitemur quod continent, et quod promittunt, assequamur.
Übersetzung
Gott, dessen Einziggezeugter durch [sein] Leben, [seinen] Tod und seine Auferstehung uns die Belohnungen des ewigen Heils bereitet hat: gewähre, bitten wir, dass wir, die diese Mysterien im hochheiligen Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria betrachten, nachahmen, was sie enthalten, und was sie verheißen erreichen*.
* oder auch: verstehen.

Gabengebet
Fac nos, quǽsumus, Dómine, his munéribus oblátis conveniénter aptári, et Unigéniti tui mystéria ita recólere, ut eius digni promissiónibus éffici mereámur.
Das Gabengebet wurde aus der alten Secreta durch kleine Ersetzungen und umfangreichere Streichungen erhalten (vgl. unten).

Übersetzung
Lass uns, bitten wir, Herr, durch diese geopferten Gaben angemessen angepasst werden, und deines Einziggezeugten Mysterien so ehren, dass wir seinen Verheißungen würdig gemacht zu werden verdienen.
Deutsches Messbuch
Herr und Gott, hilf uns, dass wir in der Nachfolge deines Sohnes eine wohlgefällige Gabe für dich werden, und lass uns die Geheimnisse unseres Heils so feiern, dass wir erlangen, was uns Christus verheißen hat.
Vergleich
  • lass uns, bitten wir ⇒ hilf uns
  • Herr ⇒ Herr und Gott
  • durch diese geopferten Gaben ⇒ in der Nachfolge deines Sohnes
    Hier liegt gewissermaßen ein Folgefehler vor. Weil der DM-Texter den Satz nicht verstanden hat (vgl. u.) war er hier genötig, Phantasie walten zu lassen. Tatsächlich soll durch die Gaben (nachdem sie zu Leib und Blut, Seele und Gottheit unseres Herrn Jesus Christus geworden sind) unsere Verwandlung erreicht werden. Einfach, keine interpretierende Umschreibung erforderlich.
  • angemessen angepasst werden ⇒ eine wohlgefällige Gabe für dich werden
    Grammatisch wäre hier [wie das DM anscheinend tut] möglich zu verstehen, dass wir zu geopferten Gaben werden, was den DM-Texter wohl verwirrte. Da aber die gleiche Bitte in vielen alten Gabengebeten mit immer anderen Worten vorgebracht wird, nämlich dass erst die Gaben [oder bei anderer Gelegenheit: die Verdienste und Fürbitten der Heiligen] uns überhaupt würdig machen sollen, sie darzubringen, ist die Sachlage eindeutig. Es ist eine verzwickte Situation, wie sich der Sünder überhaupt Gott nähern zu wagen darf; die Heilung ist aber schon durch Gott geschenkt, und durch die Teilnahme an der Messe mögen wir (wenn Gott es gewährt) soweit passend gemacht werden, dass wir an der Messe teilnehmen dürfen.
  • deines Einziggezeugten ⇒ unseres Heils
    Ich wünschte wirklich, das DM würde einfach die Vorlage übersetzen statt ständig mit seinen Interpretationen reinzufuhrwerken.
  • seinen Verheißungen ⇒ was uns Christus verheißen hat
  • dass wir würdig gemacht zu werden verdienen ⇒ dass wir erlangen
    Würde das Konzept, was im Original mit so viel Sorgfalt ausformuliert ist, dem DM-Texter eingängig sein, hätte er oben nicht den schweren Interpretationsfehler gemacht – und hier nicht lapidar „erlangen“ geschrieben.
Das Gabengebet ist durch Streichung aus dem alten hervorgegangen:
Secreta (1962)
Fac nos, quaesumus, Domine, his muneribus offerendis convenienter aptari: et per sacratissimi Rosarii mysteria sic vitam, passionem et gloriam Unigeniti tui recolere; ut eius digni promissionibus efficiamur.
Übersetzung
Lass uns, bitten wir, Herr, durch diese darzubringenden Gaben angemessen angepasst werden, und durch des hochheiligen Rosenkranzes Mysterien derart Leben, Leiden und Herrlichkeit deines Einziggezeugten ehren, dass wir seinen Verheißungen würdig gemacht zu werden verdienen.
Anmerkung
Im alten Gebet sollen die Gaben erst dargebracht werden, im Reformgebet sind sie schon geopfert. Da das Gabengebet nach den Opferungsgebeten, aber vor dem Hochgebet gesprochen wird, bin ich theologisch zu ungebildet, um zu verstehen, was hier richtiger sein soll.
Was aber deutlich verloren wurde, ist der Bezug zum Rosenkranzfest.

Schlussgebet
Quǽsumus, Dómine Deus noster, ut, qui in hoc sacraménto Fílii tui mortem et resurrectiónem annuntiámus, eius sócii passiónum effécti, consolatiónis étiam ac glóriæ mereámur esse partícipes.
Übersetzung
Wir bitten dich, Herr unser Gott, dass wir, die in diesem Sakrament deines Sohnes Tod und Auferstehung verkünden, zu Gefährten seines Leidens gemacht, auch des Trostes und der Herrlichkeit Teilhaber zu sein verdienen.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, in der Feier des Opfers verkünden wir den Tod und die Auferstehung deines Sohnes. Da wir im Leiden mit ihm vereint sind, richte uns auf durch die Kraft seines Kreuzes und gib uns Anteil an seiner ewigen Herrlichkeit.
Vergleich
  • in diesem Sakrament ⇒ in der Feier des Opfers
  • zu Gefährten seines Leidens gemacht ⇒ da wir im Leiden mit ihm vereint sind
  • wir bitten dich, dass wir Teilhaber zu sein verdienen ⇒ gib uns Anteil
    Der Ton ist ein deutlich anderer …
  • [Teilhaber] der Herrlichkeit ⇒ [Anteil] an seiner ewigen Herrlichkeit
  • [Teilhaber] des Trostes ⇒ richte uns auf durch die Kraft seines Kreuzes
    Hm. Ob da eine Erinnerung an die alte Postcommunio (s.u.: „Kraft der Mysterien“, „mögen wir aufgerichtet werden“) mitschwingt? Sonst würde ich sagen, wird „Trost“ wird ziemlich originell „übersetzt“.
Postcommuio (1962)
Sanctissimae Genetricis tuae, cuius Rosarium celebramus, quaesumus, Domine, precibus adiuvemur: ut et mysteriorum, quae colimus, virtus percipiatur; et sacramentorum, quae sumpsimus, obtineatur effectus.
Übersetzung
Durch deiner allerheiligsten Gebärerin, deren Rosenkranz wir feiern, Gebete, bitten wir, Herr, mögen wir aufgerichtet werden, damit sowohl die Kraft der Mysterien, die wir verehren, gewonnen, als auch die Wirkung der Sakramente, die wir empfangen haben, erlangt wird.

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