Dienstag, 15. Oktober 2019

die dir untertänige Familie

Das Fest der heiligen Theresia von Jesus (von Avila) wird nach wie vor am 15. Oktober gefeiert, ist aber im Novo Ordine, weil sie 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin erhoben wurde, aufgepeppt (d.h. mit vollständigen Eigengebeten versehen, während früher nur die Oratio besonders war und der Rest aus den Gemeingebeten „für nur eine Jungfrau“ genommen wurde).

Tagesgebet
Deus, qui per Spíritum tuum beátam Terésiam suscitásti, ut requiréndæ perfectiónis sémitam Ecclésiæ manifestáret, da nobis et cæléstis eius doctrínæ pábulo semper nutríri, et veræ sanctitátis desidério accéndi.
Der markierte Teil kommt ähnlich im alten Tagesgebet vor (vgl. u.)

Übersetzung
Gott, der du durch deinen Geist die selige Teresia angefacht hast, dass sie der zu erstrebenden Vollkommenheit Pfad der Kirche offenbare, gib uns sowohl von der Speise ihrer himmlischen Lehre immer genährt als auch vom Verlangen wahrer Heiligkeit entflammt zu werden.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast die heilige Theresia von Jesus durch deinen Geist erweckt und sie der Kirche als Lehrmeisterin des Weges zur Vollkommenheit geschenkt. Gib, dass wir in ihren Schriften Nahrung für unser geistliches Leben finden. Durchdringe uns mit der Gewissheit, dass du allein genügst, und entzünde in uns das Verlangen nach Heiligkeit.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • die selige Teresia ⇒ die heilige Theresia von Jesus
    Wichtig ist, die gemeinte Teresia genau zu spezifizieren, falls Gott seinen Kalender verlegt hat und nicht weiß, welche heute dran ist.
  • durch deinen Geist angefacht hast - durch deinen Geist erweckt
    Natürlich kann „suscitare“ u.a. wecken heißen, aber wenn hier vom Geist die Rede ist, und später vom Entflammen, gibt es eine passendere Übersetzung …
  • dass ⇒ und
    vgl.u.
  • Pfad der zu erstrebenden Vollkommenheit ⇒ Weg zur Vollkommenheit
    Zwar wird durch das „zur“ angedeutet, dass die Vollkommenheit noch nicht erreicht ist, allerdings fehlt der Hinweis, dass es wichtig wäre, sie zu erstreben.
  • der Kirche offenbart ⇒ der Kirche als Lehrmeisterin geschenkt
    Sowas kommt davon, wenn man eine Zweckbindung (das „dass“ oben, nämlich dass die Heilige durch den Geist zu dem bestimmten Zweck der Offenbarung angefacht wurde) durch ein bloßes Nebeneinander („und“) ersetzt. Zwar ist anzuerkennen, dass das DM an den Rang als Kirchenlehrerin erinnern will, aber im Gebet geht es um das Offenbaren, nicht das der-Kirche-geschenkt-Werden.
  • gib uns ⇒ gib, dass wir
  • von der Speise ihrer himmlischen Lehre ⇒ in ihren Schriften
    Wie oben das „offenbaren“ wegfällt, geht hier die „himmlische Lehre“ unter, und es bleiben „Schriften“, wie sie jeder Hinz und Kunz verfassen könnte.
  • immer genährt zu werden - Nahrung für unser geistliches Leben finden
    Wenn man aus der „himmlischen Lehre“ „ihre Schriften“ macht, muss man natürlich ein „unser geistliches Leben“ dazudichten - nicht dass der strunzdumme Kirchbankdrücker auf einmal anfängt, die Bücher aufzuessen.
    Ferner kann man von „himmlischer Lehre“ bedenkenlos „immer genährt“ werden, während man bei rein menschlischen „Schriften“ natürlich gucken muss, ob man dort geeignete „Nahrung finden“ kann.
  • als auch ⇒ durchdringe uns mit der Gewissheit, dass du allein genügst
    Da wollte wohl jemand zeigen, dass er das gängigste Zitat der Heiligen kennt, und hat seine ganze Kreativität in der „Übersetzung“ ausgelebt.
  • vom Verlangen wahrer Heiligkeit entflammt zu werden ⇒ entzünde in uns das Verlangen nach Heiligkeit
    Der eigentliche Unterschied ist der Austausch von „wahrer“ Heiligkeit gegen „in uns“. Wenn man näher darüber nachdenken wollte, könnte man darüber wahrscheinlich einen ausführlichen Essay, was alles in der Deutschkirche falsch läuft, schreiben.
Gabengebet
Múnera nostra, Dómine, tuæ sint accépta maiestáti, cui beátæ Terésiæ tantópere plácuit devotiónis obséquium.
Übersetzung
Unsere Gaben, Herr, seien deiner Majestät angenehm, dem der seligen Teresia Gehorsam der Hingabe so sehr gefallen hat.
Deutsches Messbuch
Herr, unser Gott, du hast die Hingabe und den Gehorsam der heiligen Theresia angenommen. Nimm unsere Gaben an und mache uns zu einem Opfer, das dir wohlgefällt.
Vergleich
  • Herr ⇒ Herr, unser Gott
  • seien deiner Majestät angenehm ⇒ nimm an und mache uns zu einem Opfer, das dir wohlgefällt
    Das „deiner Majestät“ als Anrede Gottes entfällt im DM, dafür wird ein „Uns“ [was eher „sie für uns“ heißen sollte] eingeschoben; der Fokus wird deutlich verschoben. „seien annehmbar“ und „nimm an“ unterscheiden sich ebenfalls im Ton; was (mich) aber richtig stört, ist (außer das ein „mach zu einem Opfer, das wohlgefällt“ als Erläuterung zum Annehmen dazugedichtet wird) dass hier das „wohlgefällig“ steht, bei der heiligen Teresia aber ein „angenommen“; vgl. u.
  • Gehorsam der Hingabe ⇒ die Hingabe und den Gehorsam
    Man kann das „der Hingabe“ als Adjektiv übersetzen, wenn man möchte, also als „unterwürfiger“ oder „ergebener Gehorsam“. Die Wiedergabe als zwei unabhängige Dinge scheint mir – weniger richtig.
  • so sehr gefallen hat ⇒ du hast angenommen
    Original ist der Wunsch für die Gaben relativ schwach, das Gefallen, das Gott am Gehorsam Teresias gefunden hat, aber „tantopere“ (so sehr, in solchem Grade); im DM hat Gott den Gehorsam „angenommen“, unsere Gaben aber mögen „wohlgefällig“ werden. Original fällt ein Abglanz des göttlichen Wohlgefallens an Teresia auf die Gaben; im DM sind die Verhältnisse umgekehrt.
    tantopere kommt im Messbuch übrigens exakt zwei Mal vor; das andere ist in der ersten Variante des „Eucharistischen Gebets für Messen mit Kindern“ in: „Pater, qui nos tantópere díligis“ (Vater, der du uns so sehr liebst).
Schlussgebet
Súbdita tibi família, Dómine Deus noster, quam cælésti pane satiásti, fac ut, exémplo beátæ Terésiæ, misericórdias tuas in ætérnum cantáre lætétur.
Übersetzung
Die dir untertänige Familie, Herr unser Gott, welche du mit himmlischem Brot gesättigt hast, lass, damit sie erfreut werde, nach dem Beispiel der seligen Teresia deine Barmherzigkeiten in Ewigkeit besingen.
Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, du hast deine Gemeinde mit dem Brot des Himmels gestärkt. Gib, dass wir in der Danksagung verharren und mit der heiligen Theresia die Werke deines Erbarmens in Ewigkeit preisen.
Vergleich
  • die dir untertänige Familie ⇒ deine Gemeinde
    Wo eben noch der unterwürfige Gehorsam der Teresia unterschlagen wurde, setzt das Original noch einen drauf, das DM lenkt ganz wo anders hin ab …
  • Herr unser Gott ⇒ gütiger Gott
    Eigentlich jede Anrede wird vom DM durch „Herr, unser Gott“ ersetzt, aber wenn’s mal tatsächlich da steht, schreibt das DM was anderes. Es ist fast wie mit pubertierenden Kindern, die ihre Gewohnheiten nur, wenn ihre Eltern sie ihnen befehlen, aufgeben.
  • mit himmlischem Brot gesättigt ⇒ mit dem Brot des Himmels gestärkt
    Hier sind zwar keine schwerwiegenden inhaltlichen Mängel zu beklagen, aber es liegt – weil die wörtliche Übersetzung völlig gutes Deutsch ist – auch kein Grund vor, davon abzuweichen. Außer Teenager-Trotz, natürlich.
  • lass, damit sie erfreut werde ⇒ gib, dass wir in der Danksagung verharren
    Die Wortstellung ist im Original etwas ungewöhnlich, allerdings nicht so sehr, dass man so völlig danebenverstehen muss.
  • nach dem Beispiel der seligen Teresia ⇒ mit der heiligen Theresia
    s.o.
Traditionell betete man:

Oratio
Exaudi nos, Deus salutaris noster: ut, sicut de beatae Teresiae Virginis tuae festivitate gaudemus; ita caelestis eius doctrinae pabulo nutriamur, et piae devotionis erudiamur affectu.
Übersetzung
Erhöre uns, unser heilbringender Gott, damit wir, wie wir uns über das Fest der seligen Teresia, deiner Jungfrau, freuen, so auch durch die Speise ihrer himmlischen Lehre genährt und von [ihrer] Einstellung frommer Hingabe belehrt werden.
Secreta und Postcommunio sind aus der ersten Messe der Commune Pro Virgine tantum, wie sie schon bei der Heiligen Birgitta vorkamen.

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