Dienstag, 29. Oktober 2019

Innozenz III.: Mysterien der Eucharistie erklärt (10)

In der heutigen Episode erklärt Papst Innozenz, was es mit dem Wechsel der Altarseiten und der Gebetsrichtung im Allgemeinen auf sich hat.

Fortsetzung von hier

„Die Gewohnheit, bei dem [Tages]Gebet sich an die rechte Seite des Altars sich zu stellen, bezeichnet, was vorherverkündet worden: ‚Vom Morgen her wird Gott kommen.’* Weil aber das Freudige durch die rechte, das Traurige durch die linke Seite angedeutet wird, tritt der Pontifizierende zuerst an die rechte Seite des Altars, um die Freude über Christi Geburt anzuzeigen; darauf, wenn das Evangelium gelesen ist, tritt er an die Linke, um die Trauer über das Leiden zu bezeichnen. Aber wieder begibt er sich an die Rechte, denn er soll die Freude über die Auferstehung verkünden. Das hat Ezechiel in der Beschreibung der vier Tiere vorgebildet: ‚Zur Rechten der Vier’, sagt er, ‚das Antlitz eines Menschen und das Antlitz eines Löwen.’** Denn durch den Menschen wird die Geburt, durch den Löwen die Auferstehung, durch den Stier [das Gesicht zur Linken] die Aufopferung bezeichnet. Darum waren das Antlitz des Menschen und das Antlitz des Löwen zur Rechten, das Antlitz des Stieres zur Linken, weil Geburt und Auferstehung Freude in sich tragen, das Leiden aber Betrübnis einflößt; weshalb Er selbst sagt: ‚Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.’***
Der Priester muss gegen Sonnenaufgang [ad orientem] beten, weil uns der Aufgang aus der Höhe besucht hat.**** Davon liest man: ‚Siehe, ein Mann, Aufgang ist sein Name, im Buch der Weisheit steht von ihm geschrieben;’*5 auch heißt es: ‚gegen Sonnenaufgang muss man beten.’*6 Nicht deswegen, weil die göttliche Majestät, welche dem Wesen nach allenthalben ist (‚Ich erfüllte’, sagt sie, ‚den Himmel und die Erde’*7), sich am Ort des Sonnenaufgangs befände, sondern weil ‚denen, die Gott fürchten, die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen soll, welche jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt.’*8
Man liest auch, der Tempel Salomons und die Stiftshütte Mosis hätten einen Eingang gegen Morgen gehabt. Weil aber im Alten Testament der Eingang in den Tempel vom Morgen gegen Abend gerichtet war, um zu bezeichnen, dass vor Christi Leiden alle gegen den Untergang gerichtet gewesen seien, öffnet sich der Eingang in den christlichen Tempel von Westen nach Osten, um unsern Ursprung und unser Hinansteigen zur Herrlichkeit zu bezeichnen. In denjenigen Kirchen aber, die den Eingang von Westen haben, wendet sich der Priester, wenn er vor dem Altar zum Gebet steht, bei der Begrüßung immer gegen das Volk, außer bei der Präfation und dem Brotbrechen, weil er da, ganz in das Gebet versenkt und das Gemüt aufwärts gerichtet zum Herrn, das Sakrament der Eucharistie zu vollenden hat.“
* vgl. Mt 24, 27; Bar 4, 36
** Ez 1, 10
*** Mt 26, 38; Mk 14, 34
**** Lk 1, 78
*5 Sach 6, 12 plus Ps 40, 8?
*6 Kein Bibelzitat, aber von mehreren Kirchenvätern gesagt, vgl. hier
*7 Jes 6, 3? Deut 4, 39? Jer 23, 34?
*8 Mal 3, 20 plus Joh 1, 9

„Im Begriff, das Gebet zu beginnen, legt der Bischof die Mitra ab, weil nach dem Apostel der Mann mit entblößtem Haupt beten soll*, damit zwischen ihm und Gott keine Hülle der Bosheit** bestehe, und damit er bloßen Hauptes die Herrlichkeit des Herrn betrachte***.“
* 1 Kor 11, 4.7
** 1 Petr 2, 16
*** 2 Kor 3, 18

„Der Pontifikant sendet an das Volk die Begrüßung voran: Friede sei mit euch; des Segenspruchs desjenigen sich bedienend, dessen priesterliches Amt er verwaltet. Der mindere Priester dagegen, wenn er das Volk begrüßt, sagt: Der Herr sei mit euch. … Beiden anwortet der Chor: ‚Und mit Deinem Geist.’ Dies ist Pauli Brief an den Timotheus entnommen: ‚Unser Herr Jesus Christus’, schreibt er, ‚sei mit deinem Geist.’* Damit aber der Bischof als Christi Stellvertreter sich erweise, sagt er das erste Mal: Friede sei mit euch! welches das erste Wort Christi an seine Jünger war, als Er ihnen nach der Auferstehung erschien**. Nachher aber sagt er gleich allen anderen Priestern: Der Herr sei mit euch, um zu zeigen, dass auch er einer von ihnen sei. Übrigens wird das Volk bei der Messen sieben Mal begrüßt, damit es, mit Verbannung der sieben Hauptsünden, die siebenfache Gnade gewinne.“
* 2 Tim 4, 22
** Lk 24, 36; Joh 20, 19

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