Samstag, 2. November 2019

dass dir würdig und löblich gedient wird

Am 31. Sonntag des Kirchenjahres betrachten die Gebete die Verheißungen und Gottes Gabe/Gnade, die dazu nötig ist. Sie sind knapp und präzise formuliert – allerdings nicht im Deutschen Messbuch.

Tagesgebet
Omnípotens et miséricors Deus, de cuius múnere venit, ut tibi a fidélibus tuis digne et laudabíliter serviátur, tríbue, quǽsumus, nobis, ut ad promissiónes tuas sine offensióne currámus.
Das Gebet entspricht der Oratio für den 12. Sonntag nach Pfingsten.

Übersetzung
Allmächtiger und barmherziger Gott, von dessen Gnade* kommt, dass dir von deinen Gläubigen würdig und löblich gedient wird, verleihe uns, bitte, dass wir zu deinen Verheißungen** ohne Anstoß*** laufen.
* oder Gabe
** also zu dem, was Gott verheißen hat
*** im kirchlichen Zusammenhang normalerweise als „Beleidigung“ [Gottes] wie in „Sünde“ gebraucht; ausführlicher unten.

Deutsches Messbuch
Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient. Nimm alles von uns, was uns auf dem Weg zu dir aufhält, damit wir ungehindert der Freude entgegeneilen, die du uns verheißen hast.
Vergleich
  • allmächtiger und barmherziger Gott ⇒ allmächtiger, barmherziger Gott
  • von dessen Gnade kommt ⇒ es ist deine Gabe und dein Werk
  • dass ⇒ wenn
    Im Original wird die Gnade als gegeben vorausgesetzt; im DM scheint sie noch von weiteren Bedingungen abzuhängen.
  • würdig und löblich ⇒ würdig und aufrichtig
    Vokabelfehler
  • dir von deinen Gläubigen gedient wird ⇒ das gläubige Volk dir dient
  • verleihe uns, bitte, dass ⇒ nimm alles von uns, was uns auf dem Weg zu dir aufhält, damit
    Fantasievoll, das DM.
  • zu deinen Verheißungen ⇒ der Freude, die du uns verheißen hast, entgegen
  • ohne Anstoß ⇒ ungehindert
    offensio ist eigentlich das Anstoßen (z.B. mit dem Fuß an einen Stein), dann der Anstoß, voran man anstößt; weiter das Anstoß-nehmen (Stutzen, Verdutzt sein), übertragen die Folge des Anstoßens (Unpässlichkeit; oder auch Ärgernis, daraus Ungnade, Beleidigtsein), oder verallgemeinert ein Unfall, Niederlage, Verdrießlichkeit. Das Original bittet, dass wir an eventuellen Hindernissen nicht anstoßen und Schaden nehmen, d.h. in der Versuchung nicht sündigen – das DM, dass die Hindernisse weggenommen werden. Das ist bequem gedacht.
Gabengebet
Fiat hoc sacrifícium, Dómine, oblátio tibi munda, et nobis misericórdiæ tuæ sancta largítio.
Übersetzung
Werde dieses Opfer, Herr, dir reines Opfer, und uns heilige Schenkung deiner Barmherzigkeit.
Deutsches Messbuch
Heiliger Gott, diese Gabe werde zum reinen Opfer, das deinen Namen groß macht unter den Völkern. Für uns aber werde sie zum Sakrament, das uns die Fülle deines Erbarmens schenkt.
Vergleich
  • Herr ⇒ heiliger Gott
  • dieses Opfer ⇒ diese Gabe
    Es gibt einfach zu viele lateinische Wörter für Opfer. Wenn man eines von den beiden hier verwendeten als „Gabe“ wiedergeben wollte, wäre allerdings das zweite (von der Vokabel her) geeigneter.
  • dir ⇒ das deinen Namen groß macht unter den Völkern
    Wow. Das Gebet war dem DM wohl zu kurz und auf den Punkt.
  • und uns heilige Schenkung ⇒ Für uns aber werde sie zum Sakrament, das uns die Fülle schenkt.
    Ja, etwa so 😞
  • deiner Barmherzigkeit ⇒ deines Erbarmens
    „misereor“ verhält sich zu „sich erbarmen“ wie „misericordia“ zu „Barmherzigkeit“, und das zweite (also die Haltung des zum Erbarmen bereit seins, nicht der Akt des Erbarmens) steht im Original.
Schlussgebet
Augeátur in nobis, quǽsumus, Dómine, tuæ virtútis operátio, ut, refécti cæléstibus sacraméntis, ad eórum promíssa capiénda tuo múnere præparémur.
Das Gebet wurde früher als Postcommunio am zweiten Sonntag nach Epiphanie verwendet (wobei im alten Gebet „vegetati“ (belebt) statt „refecti“ (erneuert) stand, was allerdings beides auch „erfrischt, gekräftigt“ heißen kann.)

Übersetzung
Vergrößere in uns, bitte, Herr, die Wirkung deiner Kraft, damit wir, erneuert von den himmlischen Sakramenten, für ihre zu erlangenden Verheißungen* durch deine Gnade** vorbereitet werden.
* die durch die Sakramente verheißenen [Dinge], die wir erlangen sollen
** oder Gabe, wie im Tagesgebet

Deutsches Messbuch
Gütiger Gott, du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt. Lass deine Kraft in uns wirken, damit wir fähig werden, die ewigen Güter zu empfangen, die uns in diesen Gaben verheißen sind.
Vergleich
  • vergrössere in uns die Wirkung deiner Kraft ⇒ lass deine Kraft in uns wirken
    Im Original wirkt die Kraft bereits in uns, und es wird um Verstärkung der Wirkung gebetet; das DM ist kraftlos und muss erst darum bitten, dass die Kraft überhaupt wirkt.
  • bitte, Herr ⇒ gütiger Gott
  • erneuert von den himmlischen Sakramenten ⇒ du hast uns mit dem Brot des Himmels gestärkt
    Im Original eine Beschreibung des Zustandes der Betenden in der Bitte, im DM eine Tatsachenfeststellung zum Beginn des Gebets.
  • damit wir vorbereitet werden ⇒ damit wir fähig werden
  • für ihre zu erlangenden Verheißungen ⇒ die ewigen Güter zu empfangen, die uns in diesen Gaben verheißen sind
  • durch deine Gnade ⇒ [entfällt]

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