Freitag, 8. November 2019

dass sie dich fürchtet, dich liebt, dir folgt

Zum Weihetag der Lateranbasilika am (morgigen) 9. November stehen zwei Tagesgebete zur Auswahl:

Tagesgebet
Deus, qui de vivis et eléctis lapídibus ætérnum habitáculum tuae prǽparas maiestáti, multíplica in Ecclésia tua spíritum grátiæ, quem dedísti, ut fidélis tibi pópulus in cæléstis ædificatiónem Ierúsalem* semper accréscat.
Der Name der Stadt ist normalerweise Hierosolyma, welcher wie üblich dekliniert wird. Was das „Ierusalem“ hier kann, ist undeutlich. Ich nehme es als Genitiv.

Übersetzung
Gott, der du aus lebendigen und auserwählten Steinen deiner Majestät eine ewige Wohnung bereitet hast, vervielfältige in deiner Kirche den Geist der Gnade, den du gegeben hast, damit das dir treue Volk zur Erbauung des himmlischen Jerusalems immer zunehme.
Deutsches Messbuch
Erhabener Gott, du erbaust dir aus lebendigen und erlesenen Steinen ein ewiges Haus. Mache die Kirche reich an Früchten des Geistes, den du ihr geschenkt hast, und lass alle Gläubigen in der Gnade wachsen, bis das Volk, das dir gehört, im himmlischen Jerusalem vollendet wird.
Vergleich
  • Gott ⇒ erhabener Gott
  • deiner Majestät ⇒ dir
    Bloß nicht zu unterwürfig daherkommen ...
  • vervielfältige in deiner Kirche den Geist der Gnade ⇒ mache die Kirche reich an Früchten des Geistes
    Das Original bittet um Vermehrung des Geistes, das DM um Früchte.
  • den du gegeben hast ⇒ den du ihr geschenkt hast
  • das dir treue Volk ⇒ alle Gläubigen
  • damit immer zunehme ⇒ lass in der Gnade wachsen
    Die oben verlorene Gnade wird im DM hier nachgeholt, während das Original um das Wachstum des Volkes bittet.
  • zur Erbauung des himmlischen Jerusalems ⇒ bis das Volk, das dir gehört, im himmlischen Jerusalem vollendet wird
    Das Original gibt den Zweck der Kirche an, nämlich das himmlische Jerusalem zu erbauen. Das DM holt das „Volk“, das oben durch die „Gläubigen“ ersetzt wurde, nach, dichtet ein „das dir gehört“ dazu, und macht das Ganze zu einer Grenze, bis zu der die Gnade wachsen soll. Es hat nichts mit dem Original zu tun.
- oder -

Tagesgebet
Deus, qui pópulum tuum Ecclésiam vocáre dignátus es, da, ut plebs in nómine tuo congregáta te tímeat, te díligat, te sequátur et ad cæléstia promíssa, te ducénte, pervéniat.
Übersetzung
Gott, der du dein Volk Kirche (Versammlung) zu nennen geruht hast, gib, dass die in deinem Namen versammelte Gemeinde dich fürchtet, dich liebt, dir folgt und unter deiner Führung* zu den himmlischen Verheißungen gelangt.
* wörtlicher: während du führst

Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast gewollt, dass dein Volk Kirche hieße, denn wir sind das Haus, in dem deine Herrlichkeit wohnt. Gib, dass die Gläubigen, die sich in deinem Namen versammeln, dich ehren, dich lieben und dir gehorchen, damit sie unter deiner Führung das ewige Erbe erlangen.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • der du zu nennen geruht hast ⇒ du hast gewollt, dass hieße, denn wir sind das Haus, in dem deine Herrlichkeit wohnt.
    Korrektes Deutsch wäre hier „heiße“ (Konjunktiv I); das DM kann nicht nur kein Latein …
    Die dazugedichtete Begründung ist in jeder Hinsicht unrichtig; denn weder das aus dem Griechischen stammende Ecclesia (Versammlung, worauf im Original in der Folge mit der „versammelten Gemeinde“ angespielt wird) noch das ebenfalls aus dem Griechischen stammende Kirche (zum Herrn gehörig) sagen etwas über Häuser oder Herrlichkeit.
  • die in deinem Namen versammelte Gemeinde ⇒ die Gläubigen, die sich in deinem Namen versammeln
    Im Original ist das „versammelt“ passiv: die Gemeinde wurde versammelt, im DM versammelt sie sich selbst.
  • dich fürchtet ⇒ dich ehren
    Es gibt Wörter, die „fürchten“ im Sinne von „Scheu oder Ehrfurcht haben“ bedeuten und mit Phantasie und entsprechendem Willen als „ehren“ wiedergegeben werden können, z.B. vereor oder eventuell auch metuo. Das hier verwendete timeo heißt aber einfach „fürchten“ wie in „Angst haben“. Das DM will wohl keine Drohbotschaft mit Jüngstem Gericht, Hölle usw.
  • zu den himmlischen Verheißungen gelangt ⇒ das ewige Erbe erlangen
Gabengebet
Súscipe, quǽsumus, Dómine, munus oblátum, et poscéntibus concéde, ut hic sacramentórum virtus et votórum obtineátur efféctus.
Übersetzung
Empfange, bitten wir, Herr, die geopferte Gabe, und gewähre den Anrufenden, dass jetzt die Kraft der Sakramente und die Wirkung der Gebeten erhalten wird.
Deutsches Messbuch
Herr und Gott, nimm unsere Gaben an, schenke uns durch deine Sakramente Kraft und Zuversicht und erhöre alle, die an heiliger Stätte zu dir beten.
Vergleich
  • empfange, bitten wir ⇒ nimm an
    Dieser DMliche Kommandoton …
  • die geopferte Gabe ⇒ unsere Gaben
    Das Original betont, das die Gabe geopfert wird, das DM, dass sie vom wichtigen „Uns“ kommt 😞
  • Herr ⇒ Herr und Gott
  • gewähre den Anrufenden, dass erhalten wird ⇒ schenke uns
    Ja genau.
  • jetzt die Kraft der Sakramente ⇒ durch deine Sakramente Kraft und Zuversicht
    Das Original betont „hic“, d.h. hier und jetzt. Und die Kraft ist im Sakrament. Das DM hat das Sakrament als Mittel und sucht eine zusätzliche „Zuversicht“.
  • die Wirkung der Gebeten ⇒ erhöre alle, die an heiliger Stätte zu dir beten
    Das DM erweitert gegen das „hier und jetzt“ oben auf ein „alle“, die irgendwo beten.
Präfation
De mysterio Ecclesiæ, quæ est sponsa Christi templumque Spiritus.
Vere dignum et iustum est, æquum et salutáre, nos tibi semper et ubíque grátias ágere: Dómine, sancte Pater, omnípotens ætérne Deus:
Qui domum oratiónis muníficus inhabitáre dignáris, ut, grátia tua perpétuis fovénte subsídiis, templum Spíritus Sancti ipse nos perfícias, acceptábilis vitæ splendóre corúscans. Sed et visibílibus ædifíciis adumbrátam, Christi sponsam Ecclésiam perénni operatióne sanctíficas, ut, innumerábili prole mater exsúltans, in glóriam tuam collocétur in cælis. Et ídeo, cum Sanctis et Angelis univérsis, te collaudámus, sine fine dicéntes: Sanctus, Sanctus, Sanctus …
Übersetzung
Von dem Mysterium der Kirche, die ist Braut Christi und Tempel des Geistes
Wahrhaft würdig und recht ist, schicklich und heilsam, dass wir dir immer und überall Dank abstatten: Herr, heiliger Vater, allmächtiger ewiger Gott:
Der du das Haus des Gebetes mildtätig zu bewohnen geruht hast, damit du, während deine Gnade durch beständige Hilfen hudert, uns selbst zu einem Tempel des Heiligen Geistes machst, blitzend vom Glanz wohlgefälligen Lebens. Aber du heiligst auch die von sichtbaren Gebäuden angedeutete Kirche, Christi Braut, durch fortdauernde Tätigkeit, damit die über unzählbare Nachkommenschaft jubelnde Mutter gesetzt wird in deine Herrlichkeit in den Himmeln.
Und siehe, mit sämtlichen Heiligen und Engeln zusammen loben wir dich, ohne Ende sagend: Heilig, heilig, heilig …
Deutsches Messbuch
Die Kirche als Braut Christi und Tempel des Heiligen Geistes
In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater im Himmel, zu danken und deine Größe zu rühmen.
In jedem Haus des Gebetes wohnst du als Spender der Gnade, als Geber alles Guten: Denn du erbaust uns zum Tempel des Heiligen Geistes, dessen Glanz im Leben der Gläubigen aufstrahlt. Im sichtbaren Bau erkennen wir das Bild deiner Kirche, die du zur Braut deines Sohnes erwählt hast. Du heiligst sie Tag für Tag, bis du sie, unsere Mutter, in die Herrlichkeit aufnimmst mit der unzählbaren Schar ihrer Kinder.
Darum preisen wir dich in deiner Kirche und vereinen uns mit allen Engeln und Heiligen zum Hochgesang von deiner göttlichen Herrlichkeit: Heilig ...
Anmerkung
Im Original blitzt der Tempel von dem Gott wohlgefälligen Leben der lebendigen Bausteine, im DM das „Leben der Gläubigen“ vom Glanz des Tempels? [oder gar des Geistes??] Der Rest ist mehr freie Nachdichtung als Übersetzung.

Schlussgebet
Deus, qui nobis supérnam Ierúsalem per temporále Ecclésiæ tuæ signum adumbráre voluísti, da, quǽsumus, ut, huius participatióne sacraménti, nos tuae grátiæ templum effícias, et habitatiónem glóriæ tuæ íngredi concédas.
Übersetzung
Gott, der du uns das himmlische Jerusalem durch das zeitliche Zeichen deiner Kirche andeuten wolltest, gib, bitten wir, dass du uns durch die Teilnahme an diesem Sakrament zum Tempel deiner Gnade machst und gewährst, dass [wir] die Wohnung deiner Herrlichkeit betreten.
Deutsches Messbuch
Allmächtiger Gott, du hast uns in der Kirche auf Erden ein Abbild des himmlischen Jerusalem geschenkt. Mache uns durch diese heilige Kommunion zum Tempel deiner Gnade und lass uns dorthin gelangen, wo deine Herrlichkeit thront.
Vergleich
  • Gott ⇒ allmächtiger Gott
  • der du andeuten wolltest ⇒ du hast geschenkt
    Alles! Jedes einzelne Handeln Gottes wird im DM zum Schenken.
  • durch das zeitliche Zeichen ⇒ auf Erden ein Abbild
  • gib, bitten wir, dass du uns machst ⇒ mache uns
  • durch die Teilnahme an diesem Sakrament ⇒ durch diese heilige Kommunion
  • gewährst, dass [wir] betreten ⇒ lass uns dorthin gelangen
  • die Wohnung deiner Herrlichkeit ⇒ wo deine Herrlichkeit thront

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