Nachdem der Apostel Paulus in der Frage, wer im Gottesdienst eine Kopfbedeckung tragen muss und wer es nicht darf, einige haarige Argumente vorgebracht hat, beendet er die Diskussion mit: Und wer jetzt noch was dazu sagen will, der ist wohl streitsüchtig; das ist aber nicht die Art, wie ich oder wer sonst zur Kirche gehören will in solchen Angelegenheiten verfahren. (1 Kor 1, 16; in ziemlich eigenen Worten wiedergegeben)
Während ich mit dem letztlich geübten Ansatz, bei Unzufriedenheit mit Stellen aus den Paulinischen Briefen zunächst mal zu prüfen, ob die vorliegende Übersetzung Wortlaut und Anliegen des Verfassers überhaupt korrekt wiedergibt, den Graben, den sich zwischen paulinischem und hiereigenen Verständnis aufgetan zu haben ich glaubte, weitgehend überbrücken konnte, stockte ich gestern ziemlich, als ich außerhalb jeder Leseordnung (quasi versehentlich) auf oben angeführten Vers stieß, weil die Entschiedenheit, mit der nach dem eigenen Beitrag Diskussionsenden eingefordert werden, nach meiner unmaßgeblichen Lebenserfahrung streng positiv mit der Schwäche der vorgebrachten Argumente korrelieren, und ich dieses Vorgehen eher für einen in verdrehter Eigenliebe wurzelnden Fehler als für eine geschickte Debattenstrategie zu halten geneigt bin.
Die nach der Bereinigung um Übersetzungsartefakte verbleibenden Diskrepanzen zwischen Paulus und mir kriegen wir meist durch Verweis auf zeitbedingte Umstände geklärt. An dieser Stelle scheint das aber nicht zu funktionieren.
Bei der gesteigerten Aufregung in Erwartung der bevorstehenden Außerordentlichen Synode scheinen die einen die Debatte schon vor Beginn mit dem Hinweis auf die Wahrheit und den Umstand, dass alle relevanten Fragen im Laufe der letzten 2000 Jahre schon hinreichend beantwortet wurden, beenden zu wollen, während die anderen im Hinblick auf die bereits erfolgte Klärung des zu erzielenden Synoden-Ergebnisses durch das Impulsreferat zur Erfindung der Barmherzigkeit, in welchem „ich und der Papst“ (sinngemäß zitiert) schon alles gesagt haben, die weitere Diskussion ab diesem Punkt für entbehrlich halten. Das Paulinische Basta-Prinzip scheint also auch in gegenwärtigen Kirchenführerkreisen noch im Schwange und in regem Gebrauch zu sein.
Man mag einwenden, dass der Ton der Kontroverse durch die mediale Engführung auf das thematische Randgebiet der Kommunionszulassung wiederverheirateter Geschiedener von außen in die kirchliche Suche nach pastoralen Lösungen hereingetragen wurde, womit aber nicht erklärt wäre, warum man sich derart der Welt angleicht.
Etwas vermisse ich in den veröffentlichten Beiträgen das Hören auf eventuell berechtigte Anliegen der Opponenten, das auf dem Unterstellen eines guten Willens bei unterschiedlichen Ansichten beruhen könnte. Zwar ist meine Wahrnehmung beeinträchtigt durch die Mittelbarkeit der Information, die durch die Überträger in die ihnen eigene Begrifflichkeit gefasst wird, so dass die Darstellung der Standpunktklärung im Vorfeld der Synode stark in für politische Streitigkeiten geeignete Kategorien gepresst wird, was möglicherweise dem bischöflichen Ringen um die Vereinigung von Wahrheit und Barmherzigkeit nicht gerecht wird. Ich wünschte aber, Akteure und interessierte Vermittler (d.h. z.B. jene, die nicht bloß berichten, sondern eine eigene Sichtweise einfließen lassen wollen) würden sich so verhalten, dass die Liebe Gottes, die ausgegossen ist in ihre Herzen durch den Heiligen Geist, sichtbarer würden.
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