Samstag, 13. September 2014

Experimentaltheologie

Heute im Evangelium: 
"Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt". 
Gelegentlich, wenn ich in einer schwierigen Situation Rat suchte, gab das Tagesevangelium eine erstaunlich eindeutige Antwort – nicht unbedingt eine, die mir gefallen wollte oder leicht umzusetzen war, aber eben halt auch keine, bei der viel Rumrätseln und Auslegen erforderlich gewesen wäre, sie im Konkreten anzuwenden.

Man mag einwenden, dass dies kein durchdenkender Weg ist, Entscheidungen zu treffen oder Abläufe zu organisieren. Aber der Knackpunkt ist: wenn man annimmt, dass die Heilige Schrift tatsächlich Gottes Wort ist, und Jesus die manchmal schwer verständlichen Dinge, die er sagt, tatsächlich auch so gemeint hat – wo kommt man hin, wenn man sich dran hält? Ich will das mal Experimentaltheologie nennen – was passiert, wenn man sich um die Folgen nicht den eigenen Kopf zerbricht und einfach tut, was geschrieben steht.

Ein Beispiel dafür gab der Heilige Vater in der Generalaudienz vom 2. März 201:

Der junge Franz von Sales hatte Angst, für die Hölle bestimmt zu sein, und hat darum furchtbar gelitten. Er ist dann in seinen Selbstzweifeln, seiner Unsicherheit, in der Not, sich verdammt zu sehen, in die Pariser Kirche St. Etienne des Gres gegangen. Hier hat er eine Erleuchtung empfangen: Ich frage nicht mehr, was mit mir wird, ich liebe Gott einfach. Ich lasse die Angst weg, ich will nicht wissen, was er mir dann geben oder mit mir tun wird. Ich liebe ihn und überlasse mich ihm ohne Angst und Furcht. Nur die Liebe zu ihm soll mein Leben bestimmen. Nun war er frei und hat eine Spiritualität der Freiheit und der Liebe gelehrt.

Nun unterscheidet sich das Evangelium von der Waschmittelwerbung unter anderem dadurch, dass es nicht verspricht, dass man bei regelmäßiger Anwendung schön, reich und beliebt wird. Aber was genau wird sonst am Ende rauskommen?

Wäre ich amerikanischer Motivationsguru, würde ich empfehlen: Give it a try!

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