Die Rigorosität, mit der nicht mehr nur Sozialdemokraten, Grüne und Linke, sondern auch die Union Frauen in den Arbeitsmarkt drängt, hat viele konservative Stammwähler der Union irritiert. Dass Familienarbeit plötzlich nichts mehr wert sein soll und nur noch der Beruf gesellschaftliche Anerkennung bringt, rührt an ihren Grundwerten.Dem Dilemma, dass viele Eltern die Bilokation nicht gut genug beherrschen, um gleichzeitig im Betrieb zu werkeln und ihre Kinder zu erziehen, meint man durch flächendeckende staatliche Kinderaufsicht begegnen zu können, wobei allerdings anscheinend unzureichend viele junge Leute den tieferen Sinn, Kinder in die Welt setzen ohne sich dann um sie kümmern zu sollen, erkennen; jedenfalls hat bisher wohl die steigende Kitaversorgung eher dem Arbeitskräfte- als dem Kindermangel abgeholfen.
Vermutlich weil man den gesellschaftlichen Wert einer Tätigkeit über den Preis bestimmen zu können glaubt, zielen Ansätze zur Geburtenratensteigerung auf materielle Vorteile: hier zaghaft Betreuungsgeld und Mutterrente, in Frankreich erfoglreicher weitgehende Steuerbefreiung. [Im verlinkten Kommentar: „Die Franzosen betreiben seit Jahrzehnten eine aktive Bevölkerungspolitik. Dass Familien ab dem dritten Kind im Regelfall keine Steuern mehr zahlen, zählt dabei zu den wirksamsten Instrumenten.“]
So hilfreich es sein kann, Familien finanziell zu entlassten, so wenig werden Paare Kinder als Produktionsfaktor oder um des Geldes willen hervorbringen. Die Motivation ist eine andere:
Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Frucht des Leibes ist sein Geschenk.Vielleicht wäre ein erster Ansatz in der Familienpolitik, die Eltern machen zu lassen und sie nicht ständig vor den Kopf zu stoßen, indem man suggeriert, sie würden sich der gesellschaftlichen Priorität eines Beitrags zum Wirtschafswachstum und den Strapazen im Job entziehen und „in die Elternschaft flüchten“.
Spaßeshalber hab ich einmal das aktuelle Regierungsprogramm der CDU nach „Kind“ durchsucht.
Am besten gefallen hat mir die Stelle mit der „Lebenszeitpolitik“, einer beruflichen Auszeit „zur Erziehung von Kindern, … das Erlernen neuer Sprachen und die Pflege eigener Interessen“. Das ist schon echt super, was da auf eine Stufe gestellt wird.
Zwar heißt es auch
Unsere Gesellschaft braucht starke Familien. Sie sind das Fundament unserer Gesellschaft. Und sie umfasst alle Generationen. Deshalb wollen wir Familien stärken. Vor allem sagen wir Ja zu Kindern. Sie sind eine Bereicherung für unser Land. Wir wollen junge Frauen und Männerer mutigen, sich für Kinder zu entscheiden.ohne nähere Angaben an dieser Stelle. Was darunter an konkreten Maßnahmen, die zum Wohl der Kinder im Text verstreut angeboten werden, ist schon lustig:
Finanzielles: Anhebung von Kinderfreibetrag und Kindergeld, Anhebung der Mütterrente, steuerliche Förderung von „Familienwohnraum“, Hilfe beim Bausparen
Bildung: verbindliche Sprachtest für Dreijährige und ggf. verpflichtende Sprachförderung in der Kita, mehr Digitaltechnik für Schulen, mehr Ganztagsbetreuung an Schulen, bessere Lehrerausbildung, einheitliche Prüfungsstandards, Schülerlabors fördern („Haus der kleinen Forscher“), mehr Ampeln in der Nähe von Schulen, 24-Stunden-Kitas, Großelternzeit, höhere Bezahlung für Frauenberufe (z.B. Erzieherinnen), Fortbildung für die Eltern in Zuwanderfamilien, Förderung der Jugendarbeit politischer Parteien, „kulturelle Bildung für die Kleinsten“ (z.B. Vorlesepaten), Jugendschutzsoftware für das Internet, Zusammenarbeit von Sportvereinen und Schulen, bessere Straßen auf dem Land für verbesserte Erreichbarkeit der Kita (!!!), Urlaub auf dem Bauernhof für Familien
Vereinbarkeit: Teilzeitmöglichkeit beim BaföG, Kinderessen in der Hochschulmensa, Familientakt bei Öffnungszeiten von Behörden, flexible Arbeitszeiten und Betriebs-Kitas
Zentrales: niedrige Buseinstiege für Rollator und Kinderwagen, Endlager für Atommüll, sicheres Kinderspielzeug in der EU
Wie diese Maßnahmen irgendwo auch nur ein Stück weit zum genannten Ziel beitragen sollen, erschließt sich mir nicht.
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