... aber manchmal steht man sich mit seiner kleinen Funzel selbst in der Sonne, wenn man das, was man mit dem Verstand erfasst, schon für alles hält, was es zu verstehen gibt.
Wo schon zuviel ist, kann nichts mehr dazukommen. Kindern kann man das im Herbst gut an Kürbissen erklären: wenn der Kürbis leuchten soll, muss man zuerst das, was nicht leuchtet, das Fruchtfleisch, entfernen, damit man das, was leuchtet, nämlich eine Kerze, hineintun kann.
Manchmal ist weniger Verstand mehr, dann wird den Unmündigen offenbart, was den Weisen und Klugen verborgen bleibt (Lk 10, 21), weil jene ihren eigenen Kräften vertrauend blind sind, diese aber bereit, Gottes Wort mit offenen Herzen aufzunehmen.
Bei Lukas sieht man das anhand der Verkündigung durch den Engel Gabriel, zwei Mal erzählt wird. Der Anfang ist in beiden Berichten gleich: der Engel erscheint, der Nachrichtenempfänger erschrickt, der Engel sagt: Fürchte dich nicht!, versichert den Empfänger der Gnade Gottes, kündigt die Geburt eines Sohnes an, nennt dessen Namen und prophezeit seine Größe und Wirkung.
Die Antwort Marias ist zunächst verhalten; weil was der Engel ankündigt ihren Verstand übersteigt, fragt sie nach: "Wie soll das geschehen?" – die Frage nach dem Wie ist aber eine offene. Auf die Erinnerung des Engels "bei Gott ist nichts unmöglich" öffnet sie ihr Herz: "Mir geschehe, wie du gesagt" und sie empfängt vom Heiligen Geist.
In der anderen Verkündigungserzählung - als Zacharias die Geburt Johannes des Täufers angekündigt wird - hat er auch seine Zweifel, aber seine Frage an den Engel ist: "Wie soll ich das erkennen?". Zacharias fragt nicht nach dem Wirken Gottes, sondern nach seiner eigenen Erkenntnis; er macht sein Verständnis zum Maßstab des Möglichen. Die aber, welche mit dem Verstand ihrem Herzen überlegen sind, zerstreut der Mächtige (Lk 1,51b).
Dies ist weder ein Urteil über Scharfsinnige – denn es kann selbst bei erschreckend wenig Verstand immer noch das Herz unterliegen – noch ein Aufruf zu Gefühlsüberschwang. Das Herz, das Gott offensteht, ist nicht notwendig das Organ vieler Emotionen. Womit es Gott aber schwer hat, sind Menschen, die meinen, mit dem, was sie verstehen können, wäre schon alles erschlagen.
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